Ach wie flüchtig, ach wie nichtig



Das Lied "Ach wie flüchtig, ach wie nichtig" gehört zu meinen Lieblingsliedern. Sicher ist das auch begründet durch mein Interesse für die Eschatologie, die Lehre von den Letzten Dingen. Über die Endlichkeit des Lebens, den Tod und das Danach will man heute nicht mehr gerne nachdenken müssen; es ist aber ein unleugbarer Bestandteil unseres Seins: Glücklich kann sich da nur preisen, wer fest im Glauben steht. Darauf zielt das Lied auch hin, das in der letzten Strophe genau diesen Aspekt reflektiert.

Mit der Drehleier habe ich mich nun mal dran gewagt und es gespielt und gesungen. Es ist recht einfach zu spielen und für den Anfänger dadurch sehr gut geeignet. Auch zum Singen ist es mit dem kleinen Ambitus von 10 Halbtönen gut brauchbar. Mit der Drehleier lässt es sich sehr gut in der Tonart C spielen.

Im alten Gotteslob (katholisches Gebet und Gesangbuch von 1975 bis 2014) ist unter der Nummer 657 das Lied mit acht Strophen aufgeführt. Dort steht als Urheber für Text und Musik Michael Franck (* 16. März 1609 in Schleusingen; † 24. September 1667 in Coburg; evangelischer Kirchenlieddichter) und als Entstehungsjahr 1652. Mit etwas Suche kann man aber im Netz weitere Strophen finden, ich habe 13 Strophen in dieser Aufnahme verwandt. Die untenstehenden Noten sind die gängigen, wie sie auch im Gotteslob zu finden sind, ich habe etwas variiert.



Die Filmaufnahmen sind entstanden bei einer Wanderung auf den Roßhauptener Buch (der Roßhauptener Ureinwohner würde allerdings sagen: Bei einer Wanderung auf's Buch!), einem kleinen Berg. Oben am Gipfelkreuz hängt ein Holzschild mit der Aufschrift: „Gott hat Zeit und hat meine Zeit in Händen“, dieses Schild hat mich seit Jahren denkend gemacht. Viel Freude mit den Aufnahmen und der Musik!






Transponieren: , , , , , , , ,
Breite (px): , , , , , ,
Rote Noten für schwarze Tasten:
Oktavieren:


1. Ach wie flüchtig, ach wie nichtig,
ist der Menschen Leben!
Wie ein Nebel bald entstehet
und auch wieder bald vergehet,
so ist unser Leben, sehet!


2. Ach wie nichtig, ach wie flüchtig,
sind der Menschen Tage!
wie ein Strohm beginnt zu rinnen
und mit laufen nicht hält innen,
so fährt unsre Zeit von hinnen!


3. Ach wie flüchtig, ach wie nichtig,
ist der Menschen Freude!
wie sich wechseln Stund und Zeiten,
Licht und Dunkel, Fried und Streiten,
so sind unsre Fröhligkeiten!


4. Ach wie nichtig, ach wie flüchtig,
ist der Menschen Schöne!
Wie ein Blümlein bald vergehet,
wenn ein rauhes Lüfftlein wehet,
so ist unsre Schöne, sehet!


5. Ach wie flüchtig, ach wie nichtig,
ist der Menschen Stärke!
Der sich wie ein Löw' erwiesen,
überworfen mit den Riesen,
den wirft eine kleine Drüsen!


6. Ach wie nichtig, ach wie flüchtig,
ist der Menschen Glücke!
Wie sich eine Kugel drehet,
die bald da, bald dorten stehet,
so ist unser Glücke, sehet!


7. Ach wie flüchtig, ach wie nichtig,
ist der Menschen Ehre!
Über den, dem man hat müssen
heut die Hände höflich küssen,
geht man morgen gar mit Füßen!


8. Ach wie nichtig, ach wie flüchtig,
ist der Menschen Wissen!
Der das Wort kunt prächtig führen
und vernünftig discurrieren,
muß bald alle Witz verlieren!


9. Ach wie flüchtig, ach wie nichtig,
ist der Menschen Dichten!
Der, so Kunst hat lieb gewonnen
und manch schönes Werk ersonnen,
wird zu letzt vom Todt erronnen!


10. Ach wie nichtig, ach wie flüchtig,
sind der Menschen Schätze!
Es kann Glut und Flut entstehen,
dadurch, eh wir uns versehen,
alles muß zu Trümmern gehen!


11. Ach wie flüchtig, ach wie nichtig,
ist der Menschen Herrschen!
Der durch Macht ist hoch gestiegen,
muß zu letzt aus Unvermügen
in dem Grab erniedrigt liegen!


12. Ach wie nichtig, ach wie flüchtig,
ist der Menschen Prangen!
Der im Purpur hoch vermessen
ist als wie ein Gott gesessen,
dessen wird im Tod vergessen!


13. Ach wie flüchtig, ach wie nichtig,
sind der Menschen Sachen!
Alles, alles, was wir sehen,
das muß fallen und vergehen:
Wer Gott fürcht', wird ewig stehen!




Zur Hauptseite
Zurück zur vorigen Seite

e-mail:

Ulrich Franzke <sinus@ulrich-franzke.de>