ס'ברענט - אונדזער שטעטל ברענט

s'brent - undzer stetl brent



Im Jahr 1938 schrieb Mordechai Gebirtig (מרדכי געבירטיג) das Lied „undzer shtetl brent“ (אונדזער שטעטל ברענט) als Reaktion auf ein Pogrom im Nahe bei Radom gelegenen polnischen Städchen Przytyk zwischen Warschau und Krakau (wann war eigentlich der Einmarsch der deutschen Nazis nach Polen und wann begannen in Polen die Pogrome der Deutschen?).

Das Widerstandslied ist eine Aufforderung, nicht zuzusehen, wenn verfolgt und gemordet wird - wenn Unrecht geschieht. Es ist die Aufforderung, gegen Unrecht zu kämpfen. Ebenso wie heute stehen Menschen „mit verschränkten Armen“ (מיט פֿאַרלייגטע הענט - mit farleygte hent) neben dem Geschehen und schauen zu, wie das Unheil größer und größer wird. Vielleicht sind sie hoffend, dass es schon nicht so schlimm werden wird. Auf der Internetseite der Gedenkstätte von Yad Vashem (יָד וָשֵׁם) in Jerusalem heißt es zu diesem Lied:

Das Lied beschreibt das Brennen eines jüdischen Städtchens. Der Dichter ruft die Juden auf: Steht nicht tatenlos herum, die Rettung liegt in Eurer Hand, wenn Euch das Städtchen lieb ist, nehmt Geräte zur Hand und löscht den Brand, löscht ihn selbst und zeigt der Welt, wozu ihr imstande seid!

Das Lied ruft uns heute wieder ganz besonders zu: „Löscht, steht nicht mit verschränkten Armen da, wenn es brennt, sondern löscht, löscht das Feuer! Und wenn es mit eurem eigenen Blut ist! Löscht das Feuer! Das Feuer ist da, es brennt“

Mordechai Gebirtig wurde am 4. Juni 1942 in seiner Geburtsstadt Krakau (der Geburtsstadt meiner lieben Großmutter) auf dem Weg zum Bahnhof, von wo aus er in das Vernichtungslager Belzec überführt werden sollte, von deutschen Soldaten erschossen.


Oder auf youtube



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ס'ברענט! ברידערלעך, ס'ברענט!
אוי, אונדזער אָרעם שטעטל נעבעך ברענט!
בייזע ווינטן מיט ירגזון
ריַיסן, ברעכן און צעבלאָזן
שטאַרקער נאָך די ווילדע פֿלאַמען,
אַלץ אַרום שוין ברענט!
און איר שטייט און קוקט אַזוי זיך
מיט פֿאַרלייגטע הענט,
און איר שטייט און קוקט אַזוי זיך –
אונדזער שטעטל ברענט.

s'brent! briderlekh, s'brent!
oy, undzer orem shtetl nebekh brent!
beyze vintn mit yirgozn
raysn, brekhn un tseblozn
shtarker nokh di vilde flamen,
alts arum shoyn brent!
un ir shteyt un kukt azoy zikh
mit farleygte hent,
un ir shteyt un kukt azoy zikh –
undzer shtetl brent...

ס'ברענט! ברידערלעך, ס'ברענט!
אוי, אונדזער אָרעם שטעטל נעבעך ברענט!
ס'האָבן שוין די פֿיַיערצונגען
דאָס גאַנצע שטעטל איַינגעשלונגען –
און די בייזע ווינטן הוזשען,
ס'גאַנצע שטעטל ברענט!
און איר שטייט און קוקט אַזוי זיך
מיט פֿאַרלייגטע הענט,
און איר שטייט און קוקט אַזוי זיך –
אונדזער שטעטל ברענט.

s'brent! briderlekh, s'brent!
oy, undzer orem shtetl nebekh brent!
s'hobn shoyn di fayertsungen
dos gantse shtetl ayngeshlungen –
un di beyze vintn huzhen,
s'gantse shtetl brent!
un ir shteyt un kukt azoy zikh
mit farleygte hent,
un ir shteyt un kukt azoy zikh –
undzer shtetl brent...

ס'ברענט! ברידערלעך, ס'ברענט!
אוי, עס קען חלילה קומען דער מאָמענט
אונדזער שטאָט מיט אונדז צוזאַמען
זאָל אויף אַש אַוועק אין פֿלאַמען,
בליַיבן זאָל – ווי נאָך אַ שלאַכט –
נאָר פּוסטע, שוואַרצע ווענט.
און איר שטייט און קוקט אַזוי זיך
מיט פֿאַרלייגטע הענט,
און איר שטייט און קוקט אַזוי זיך –
אונדזער שטעטל ברענט.

s'brent! briderlekh, s'brent!
oy, es ken kholile kumen der moment
undzer shtot mit undz tsuzamen
zol oyf ash avek in flamen,
blaybn zol – vi nokh a shlakht –
nor puste, shvartse vent.
un ir shteyt un kukt azoy zikh
mit farleygte hent,
un ir shteyt un kukt azoy zikh –
undzer shtetl brent...

ס'ברענט! ברידערלעך, ס'ברענט!
די הילף איז נאָר אין איַיך אליין געווענדט.
אויב דאָס שטעטל איז איַיך טיַיער,
נעמט די כּלים – לעשט דאָס פֿיַיער,
לעשט מיט איַיער אייגן בלוט,
באַוויַיזט, אַז איר דאָס קענט!
שטייט ניט, ברידער, אָט אַזוי זיך
מיט פֿאַרלייגטע הענט,
שטייט ניט, ברידער, לעשט דאָס פֿיַיער –
אונדזער שטעטל ברענט!

s'brent! briderlekh, s'brent!
di hilf iz nor in aykh aleyn gevendt.
oyb dos shtetl iz aykh tayer,
nemt di keylim – lesht dos fayer,
lesht mit ayer eygn blut,
bavayzt, az ir dos kent!
shteyt nit, brider, ot azoy zikh
mit farleygte hent,
shteyt nit, brider, lesht dos fayer –
undzer shtetl brent!



Gibt man im Internet das Wort „Schweigespirale“ ein, wird man sofort auf die Kommunikationswissenschaftlerin Elisabeth Noelle-Neumann (Gründerin des Allensbach-Instituts für Demoskopie) verwiesen. So schreibt sie in ihrem Buch „Die Schweigespirale“, dass Menschen ständig Äußerungen, Meinungen und Verhalten anderer beobachten und an diesen Beobachtungserkenntnissen ihre eigenen Meinungen und Verhaltensweisen ausrichten. Menschen schauen also, welche eigenen Standpunkte des Mainstreams Ablehnung oder Zustimmung finden und passen, aus Angst vor Isolation und Vereinsamung, ihre geäußerten Einstellungen daraufhin an. Vieles von dem, was Noelle-Neumann geschrieben hat, sollte heute dringend wieder gelesen werden, auch unter dem Gesichtspunkt des social-scorings.

Was geschieht gerade in unserer Gesellschaft, was hat das mit dem Lied ס'ברענט (s'brent) und dem auf dem nebenstehenden Photo zu sehenden Mordechai Gebirtig zu tun? Sehr viel aus meiner Sicht. Ein Gespräch mit einer lieben Bekannten, die mir letztens sagte, dass meine Haare mal wieder dringend einer Korrektur bedürften und sich für diese Korrektur anbot, machte mich denkend und brachte mich dazu, diesen Text zu schreiben. Meine liebe Bekannte erzählte von all den Dingen, die sie im Moment aufgedrückt bekommen würde und die sie nicht mehr unterstützen wolle. Und dann zählte sie auf und es schien, als wolle sie überhaupt nicht mehr aufhören. Es war interessant, was sie da alles aufzählte. Es war interessant, wie sehr sie sich von der (angeblichen) Mainstream-Meinung schon entfernt hat. Und das beobachte ich nicht nur bei ihr. Auch andere Menschen kommen und klagen über das sie umgebende Umfeld und eine „extreme Meinungsdiktatur“, dabei werden harsche Worte in den Mund genommen - wahrscheinlich bin ich als rechtgläubiger und romtreuer Diakon der katholischen Kirche ein brauchbarer Ansprechpartner, ein Mülleimer für den Frust der Vielen. Vielleicht sind es aber auch meine Äußerungen, die ich im Netz in Wort, Bild, Lied und Film von mir gegeben habe, die mich zu einer Vertrauensperson solcher Probeme machen. Aus den Äußerungen der Vielen habe ich immer wieder den einen so fürchterlichen und angstmachenden Satz herausgehört: „Aber was kann ich dagegen schon machen?“ Und diese Resignation steht für mich für das Ende demokratischen Denkens.

Wie Gebirtig möchte ich rufen: און איר שטייט און קוקט אַזוי זיך (un ir shteyt un kukt azoy zikh) „Und ihr steht da mit verschränkten Armen und schaut zu, wie unser Stetl brennt.“ Ich gehe noch einen Schritt weiter: Ihr steht da und schaut gespannt zu, wie die Menschen lustvoll in den Untergang rennen. Am besten stellt ihr euch noch einen Sessel hin, nehmt euch ein Glas Sekt und schaut zu. Und spätestens an dieser Stelle muss ich hinzu fügen: Aber bei ihrem Run in den Untergang werden sie euch mitreißen: Der Untergang der Vielen wird auch euren Untergang nach sich ziehen; hört auf zu konsumieren, hört endlich auf, euch das Hirn mit Smartphone, Drogen und den (zu oft unqualifizierten) Meinungen der Anderen wegzublasen! Erkannt haben Viele, dass wir auf einem völlig falschen Weg sind - aber keiner traut sich den Mund aufzumachen und zu kämpfen. So zu kämpfen um die Freiheit, wie unsere Väter es getan haben. Und an dieser Stelle schreibe ich extra nur von den Vätern, weil es früher selbstverständlich war, dass damit auch die Mütter, die Kinder und alle anderen gemeint waren. Da hat sich niemand, hirnfrei ein Genderfähnchen schwänkend, hingestellt und aufgemukst: „Jetzt hast du BöserSternIn mich aber diskriminiert und dafür wirst du nun brennen, das ist dein gesellschaftlicher Tod!“

Dass der Mensch heute nicht mehr diskursfähig ist, habe ich schon mehrfach angemerkt. Dass fehlendes Wissen und fehlende Bereitschaft, sich dieses Wissen anzueignen, ein Grund dieser Diskursunfähigkeit sind, habe ich auch mehrfach erwähnt. Der Feind nutzt hier die Trägheit des Menschen aus, mein alter Lateinlehrer pflegte öfter zu ermahnen: „Das Hirn ist ein fauler Hund, am liebsten rollt es sich vor dem Ofen zusammen und schläft.“ Trägheit (übrigens eine der sieben Todsünden) ist sicher ein Grund für die Unfähigkeit zum Diskurs. Dass auch Angst ein Grund ist, ist zwar offensichtlich, aber wir sollten es genauer betrachten, da der Mensch ein soziales Wesen ist und das Miteinander braucht. Gegen die Angst können wir aber viel tun.

Das schon von Gebirtig angeklagte Mitläufertum und die Handlungsunfähigkeit möchte ich an einem Beispiel erläutern, der Corona-„Impferei“. Vor einigen Jahren wurde das Wort „genfrei“ zu einem Modewort, alles Gemüse musste „genfrei“ sein. Natürlich war damit etwas anderes gemeint: Lebensmittel sollten nicht gentechnisch verändert sein. Unser komplett „durchgeimpfter“ und mehrfach geboosterter Nachbar rennt noch heute ins Reformhaus und kauft dort sein „Bio-Gemüse“ und meine liebe Frau Astrid möchte es auch immer wieder machen (aber mir schmeckt der normale Apfel, der nicht „bio“ ist, eben auch sehr gut und ich glaube, dass auch in ihm Vitamine zu finden sind - ich bin eben ungebildet und stumpf, mir fällt es gar nicht auf, dass er wohl aus Plastik ist...). Vor ein paar Jahren musste noch alles „genfrei“ sein. Und dann kam Anfang 2020 die große Panikwelle, Menschen wurde mit Bildern und Nachrichten, deren Wahrheitswert heute von einigen bezweifelt wird (und schon sind sie Schwurbler und Querdenker), manipuliert. Sie wurden, aus meiner Sicht, übelst manipuliert. Es wurde den Menschen Angst gemacht - in einer Welt ohne Gott, in der das Leben mit dem Tod zu Ende ist und in der nach dem Sterben nichts mehr kommt, ist es aber auch sehr einfach, den Menschen Angst zu machen - hier sogar Todesangst zu machen; teuflisch ist das! Die Angst wurde ein Jahr lang geschürt und - welch unsagbares Wunder - auf einmal war ein „Impfstoff“ da. Gegen Krebs, AIDS oder anderes wurde jahrzehntelang nach einem Impfstoff gesucht - gegen das Coronavirus war der „Impfstoff“ innerhalb kürzester Zeit da (ein Schelm, wer hier Böses denkt...)! In den Medien wurde es angepriesen, das Wundermittel. Meine Arbeitskollegen überboten sich im Frühjahr 2021 mit ihren Äußerungen zur „Impfung“. So fragte einer, nachdem er aufzählte, welche neuen mRNA- (und damals noch Vektor-)stoffe er nun inne hat: „Und? Welchen Cocktail hast Du Dir geben lassen?“ Wehe, einer hat es damals gewagt zu sagen, dass er dieser neuen Technologie mit Zweifeln entgegen stände und noch nicht „geimpft“ sei. Und dann fingen sogar die Eltern an, ihre Kinder „impfen“ zu lassen. Aus welchem Grund wurden die Kleinsten „geimpft“? Um eine Oma zu schützen, die dann isoliert und alleine im Altenheim mit Besuchsverbot sterben musste? Und heute? Gentechnisch manipulierte Kinder werden mit nicht gentechnisch veränderten Lebensmitteln ernährt, unvorstellbar!

Die Ungeimpften wurden nach und nach ausgedrängt und ganz viele unserer Mitmenschen haben mitgemacht: „Für Ungeimpfte wird es jetzt ungemütlich“, sagte der Ministerpräsident eines deutschen Bundeslandes, wobei das noch eine der harmlosen Aussagen war. Eine ehemalige CDU-Politikerin diskutierte ein Photo, auf dem der auf eine Mauer aufgesprühte Satz zu lesen war „Ungeimpfte ins Gas“! Das Internet vergisst nicht, es ist alles noch im Netz zu finden; man muss nur mal suchen. Aber wahrscheinlich ist es für viele Menschen zu erschreckend, was da alles passiert ist in den letzten Jahren, wo zu viele mit verschränkten Armen da standen und nicht löschten.

Die von Noelle-Neumann beschriebene Schweigespirale lief wunderbar (und das Erschreckende ist, sie läuft mit neuen Themen immer weiter und immer besser. Und - oh Wunder - das so tödlich-gefährliche Corona ist auf einmal gar kein Thema mehr), der öffentlich rechtliche Rundfunk kam, aus meiner Sicht, seinem Auftrag einer neutralen Berichterstattung nicht mehr nach und manipulierte mit. Die Zeit von Anfang 2021 wird in die Geschichtsbücher eingehen als die Zeit der Manipulation, der Lüge, der Spaltung und der Verfolgung. Nicht nur Politiker enttarnten sich ihrer Ahnungslosigkeit und ihres Unwissens, ihrer Machtgeilheit und ihrer Egoprobleme, ihres Geltungsdranges, ihrer eigenen Verwickeltheit und manche ihrer eigenen Blödheit. Oder sind da noch andere, ideologiegetriebene Interessen da, wie man es vielfach lesen kann? Nicht nur Politiker, auch Nachbarn, „Freunde“, Arbeitskollegen und andere Kontakte machten mit bei diesem erbärmlichen Kesseltreiben und der Hexenjagd. Ein Arbeitgeber sagte, so wurde mir berichtet: „Wir müssen es den Ungeimpften so schwer wie möglich machen!“ Die Jagd auf die Ungeimpften hatte begonnen. Familien brachen auseinander, Beziehungen wurden zerstört, Menschen entfremdeten sich. Es wurde einfach mitgemacht, dabei gaben sich viele noch den Anschein der Ahnungslosigkeit oder standen mit „verschränkten Armen„ da und schauten zu, weil sie keine Antwort auf die Frage, „was kann ich dagegen schon machen?“, bekamen.

Ich habe versucht, die Zeit seit 2020 mit Studien über meine Mitmenschen zu bestehen. Anfang 2021 schenkte mir ein befreundeter Mitbruder ein Buch über die „Impferei“. Er tat genau das richtige, er hatte sich die Frage danach, was er machen könne, hervorragend beantwortet. Und das Buch machte mich neugierig. Schon seit dem Frühjahr 2021 und kurz bevor der Impfwahn anfing, konnte man andere Meinungen und Tatsachen dazu lesen. Ich tat es, ein Buch folgte dem nächsten. Interessant waren dann immer die Gespräche mit denen, die die „Impfung“ vehement verteidigten. Aus meiner Sicht reichte schon ein gesundes Halbwissen aus, diese Menschen mundtot zu machen, denn sie brabbelten nur das nach, als was ihnen die Politiker, die Medien und die „ausgewählten Wissenschaftler“ gnadenlos in die Köpfe hämmerten: Ein ungesundes Nichtwissen. Für die seriöse Wissenschaft waren diese „Erkenntnisse“, die von diesen „ausgewählten Wissenschaftlern“ in die Welt gesetzt worden waren, ein Dolchstoß, ein unbeschreiblicher Schaden und eine diabolische Beleidigung, die wohl kritiklos und ohne es jemals zu hinterfragen hingenommen werden sollten: Diese Regeln „dürfen überhaupt nie hinterfragt werden“, so ein deutscher Tierarzt im Juli 2020; Pseudowissenschaft? Irgendwann forderte ich nicht nur Biologen, sondern auch Mediziner heraus und fand auch hier sehr oft eine ungeahnte Ahnungslosigkeit. Mein halbwegs assimiliertes Wissen eines Buches hatte ausgereicht, vielen Menschen ihre Unwissenheit zu präsentieren und sie schnell mundtot zu machen - und Biologie hatte ich in der Oberstufe zu Gunsten der Mathemathik schnell abgewählt, weil ich es da nie auf einen grünen Ast gebracht hätte. Es war eine nette Studie, auch bei mir zerbrachen Freundschaften und Beziehungen, auch bei mir wütete der Schizomyzeth, der Spaltpilz.

Corona und die „Impferei“ hat die Menschen zu Mitläufern gemacht. Aber, um etwas mehr auf den Anfang dieser Ausführungen zurück zu kommen, meine liebe Bekannte hatte noch viele weitere Punkte, die sie zur Anklage brachte. Da waren noch viel mehr Dinge, von denen sie meint, dass wir sie im Moment aufgedrückt bekommen und nicht dagegen reden dürfen: Sie brachte die Regebogen- und Genderpolitik, mit der sie kein Verständnis hat, den Ukrainekrieg, der vom Westen am Leben gehalten und hunderttausende Menschenleben fordert, sie brachte die Klima-CO2-Panik, die mit einseitiger Darstellung und falschen „Fakten“ verkehrt wird und einiges mehr. Und sie sprach die Angst an, die sie in ihrem Bekanntenkreis beobachten könne. Mein letzter Haarschnitt war eine interessante Begegnung, wahrscheinlich hätte ich die gute Noelle-Neumann und ihre Schweigespirale ohne diesen Haarschnitt nie wieder zu Hand genommen.

Dann fragte mich meine liebe Bekannte, was wir nun tun sollen; sie fragte tatsächlich nach Überlebensstrategien. Eine schwere Frage eines Menschen, der wenig mit Gott und Glauben zu tun hat, an einen gläubigen Kleriker. Es ist so leicht für einen gläubigen Menschen, all das an Jesus abzugeben, es ihm vor die Füße zu legen und dann einfach den Tag unbeschwert weiter zu leben. Sage ich in so einer Situation einfach nur „beten hilft“, dann verschrecke ich den Anfragenden (obwohl das genau meine Meinung dazu ist!). Das mit dem Beten kann und muss man ganz am Ende und sehr vorsichtig sagen, zuvor müssen weitere Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Der Glaube darf nicht aufgedrängt werden, er muss einfach nur gelebt werden - ich kann aber gut sagen, dass mir mein Glaube hilft! Und so berichtete ich einfach, wie Astrid, die Kinder und ich mit der Situation umgegangen sind. Wir haben darüber gesprochen, haben die verschiedenen Sichten diskutiert. Wir haben uns Wissen angeeignet und schon im Frühling 2020 den manipulativen Fernseher aus dem Haus getragen und schauen seit über drei Jahren kein Fernsehen und damit keine Tagesschau mehr (und haben dadurch viel mehr Zeit für Wesentliches!). Wir hören am Tag eine Nachrichtensendung im Radio. Wir haben das Abo der deutsche Tageszeitung (WAZ) gekündigt und eine Schweizer Zeitung abonniert (spannend und schmerzhaft, wie sich das Ausland teilweise über Deutschland lustig macht und wie anders die Sicht anderer Nationen auf uns und die Ansichten über uns sind, wie deutsche Naivität und Unvermögen offen ausgesprochen wird), wir führen Gespräche und versuchen, andere Menschen denkend zu machen. Ich mache meine Filme und singe zur Drehleier meine Lieder, wir sind aktiv geworden. Und - wir lassen uns keine Angst machen, wir haben keine Angst. Wovor auch?

Mordechai Gebirtig hat die Juden aufgefordert: „Steht nicht Brüder, löscht das Feuer“ שטייט ניט, ברידער, לעשט דאָס פֿיַיער Auch wir sind zum Löschen aufgefordert, denn es brennt! Es brennt, löscht das Feuer, bevor nichts mehr zum Löschen da ist! Löscht das Feuer, solange ihr noch könnt!

Über den Geburtstag von Mordechai Gebirtig finden sich im Netz übrigens verschiedene Angaben. Öfter findet sich der 4. Mai 1877, es findet sich aber auch der 4. April 1877 und letzteres Datum finde ich in einem Buch in meinem Bücherregel über Mordechai Gebirtig (Manfred Lemm; „Mordechaj Gebirtig - Jiddische Lieder“; Wuppertal 1992). Für mich steht der 4. April also schon seit langem fest als Gebirtigs Geburtstag. Und das macht eine weitere Nähe zu diesem großen Dichter aus, denn auch ich habe am 4. April Geburtstag. Übrigens beginnt Winston Smith in dem dystopischen Buch „1984“ (neben „Der Name der Rose“ eines meiner Lieblingsbücher) seine erste Eintragung in sein Tagebuch am 4. April 1984, aber das ist eine andere Geschichte...

Ulrich Franzke
im August 2023



Email: Diakon Ulrich Franzke <diakon@franzke-bochum.de>

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