Einen guten Drehleierbauer zu finden ist heute schwer, es gibt überhaupt nur wenige Drehleierbauer. Einen guten Drehleierbauer zu verlieren, ist noch schwerer und tut weh. Bernhard Petz war nicht nur ein sehr guter Drehleierbauer mit viel Sinn für sein Handwerk und sehr gutem Können, er war auch ein sehr lieber und angenehmer Mensch. Bernhard Petz ist Ende Dezember 2022 verstorben, in seinem Sessel eingeschlafen.
Mir tut das sehr weh. Ich habe zwei hervorragende Drehleiern bei ihm gekauft und sehr viel Freude mit diesen Instrumenten. Freude an einem Instrument bekommt man besonders durch das Instrument, wenn es liebevoll gebaut, wenn es detailreich ausgestaltet, wenn es handwerklich perfekt und wenn es dann vor allem klanglich besonders wertvoll ist. All dieses erfüllen die Petzschen Drehleiern.
Als ich meine erste Drehleier bei ihm gekauft hatte, rief ich ihn immer wieder an und berichtete von meinen Fortschritten. Und er forderte mich in jedem Anruf auf, ihn auch weiterhin anzurufen und ihn über meine Fortschritte auf dem Laufenden zu halten. Und das tat ich.
Eines Abends rief ich ihn an und erzählte ihm, dass ich die Drehleier mit in der Kirche und dort Marienlieder gespielt und dazu gesungen hatte; ich erzählte ihm, wie wunderbar sich das angehört hatte. Und er entgegnete sehr angetan: „Das kann ich
mir gut vorstellen.“ Ein paar Tage später rief ich ihn wieder an und meinte, dass ich eine zweite Drehleier brauchen würde, eine nicht ganz so großartig gebaute, eine die dann auch mal in den Wohnwagen mitkommen dürfte. „Ja, da habe ich was für sie“, sagte er. Und so kam ich zu meiner zweiten Drehleier, wieder ein „Kunstwerk in Holz“; ich kam zu einer weiteren Drehleier, die wieder viel zu edel ist, als dass man sie so einfach mal mitnimmt.
Mein Vorhaben, mir selber eine Drehleier zu bauen, nahm Bernhard Petz mit großer Freude auf und versorgte mich mit vielen wertvollen Ratschlägen und Hinweisen. Eines Tages sagte er mir am Telephon: „Herr Franzke, die Radaufhängungen sind schwer zu bekommen, ich lasse sie mir machen, ich habe mal eine für sie mitbestellt...“
Es ist für mich etwas ganz besonderes, für Bernhard Petz ein Abschiedslied auf einer Drehleier zu spielen, die er selber gebaut hat. Auf den Photos zum Film ist er mit dieser Drehleier zu sehen, auf der ich nun spiele.
Ich bin sicher, wäre er nicht so früh gestorben, wir hätten noch viele Treffen gehabt und er hätte mir weitere wertvolle Tipps zum Bau einer Drehleier gegeben. Ich bin sicher, unser Kontakt wäre noch enger geworden. Vielen Dank, lieber Bernhard Petz!
e-mail:
Ulrich Franzke <sinus@ulrich-franzke.de>