Ostermontag am Tegelberg
Für den 21. April 2014, den Ostermontag, war kein gutes Wetter voraus gesagt worden. Um so schöner war schon das
Erwachen, als die frühe Sonne zum Fenster herein lachte. Am späteren Vormittag fuhr ich zum Fliegen zum
Tegelberg. Ein Flieger war gerade gelandet, ansonsten war niemand in der Luft. Und auch als ich auf dem Berg ankam, war da
nur ein einziger andere Flieger, der es auch noch mit dem Losfliegen sehr eilig hatte: Ich hatte den Berg für mich allein.
Von der Sonne, die mich morgens geweckt hatte, war nun nichts mehr zu sehen, es fing sogar ganz leicht an zu regnen. Egal,
ich wollte trotzdem fliegen.
Der vor mir gestartete Flieger hatte keinen langen Flug. Da sonst niemand mehr mit einem Schirm auf dem Berg war, bereitete ich mich recht langsam auf meinen Flug vor, legte ohne Eile den Schirm aus und hängte ihn in das Gurtzeug ein. Als ich fertig war, war der andere Flieger schon fast wieder gelandet. Da der Wind von der Seite kam, musste ich noch etwas warten, bis ich starten konnte.
Und jetzt schreibe ich ihn wieder, meinen Lieblingssatz meiner Flugberichte - und ich schreibe ihn immer wieder gerne: Mein Start war problemlos!
Zu den Königsschlössern wollte ich fliegen, auch wenn es dadurch nur ein kurzer Flug werden würde. Ich änderte also kurz nach meinem Start die Flugrichtung um 90 Grad nach links und flog nun in westsüdwestlicher
Richtung.
Beim Starten sind es verschiedene Dinge, die beachtet werden müssen: Wenn der Wind genau von vorne kommt, kann man, nachdem man noch einmal den hinter einem auf dem Boden liegenden Schirm und den Luftraum über sich kontrolliert hat, losrennen. Dabei zieht man den Schirm nach oben. In dieser Phase muss man kontrollieren, dass der Schirm gerade
über einen kommt, gegebenenfalls muss man zu der einen Seite, zu der der Schirm wegkippen will, hinlaufen. Weiterhin muss man die Geschwindigkeit des Schirmes mit den Steuer- und Bremsleinen so anpassen, dass er einen nicht überholt und auch bei wechselnden Windrichtungen stabil bleibt. Dabei muss man so schnell wie möglich rennen; die meisten Kontrollen kann man also gar nicht mit den Augen machen, man muss sie "im Gefühl haben". Und kurz vor dem Abheben muss man einen Kontrollblick machen, ob der Schirm richtig über einem steht und alle Leinen unverknotet und frei sind - und dann kann man losfliegen, oder in letzter Sekunde einen Startabbruch machen. Ein Start ist also ein Zusammenspiel der verschiedensten Aktionen, die so lange geübt wurden, dass sie ohne nachdenken erfolgen können; es ist also irgendwie wie Fahrrad fahren. Ich schreibe also meinen Satz vom problemlosen Start immer wieder gerne, wenn es denn so war!
Meine Entscheidung, so schnell wie möglich die Flugrichtung zu ändern, erwies sich als sehr gut. Mit einem Höhenverlust von nur etwas über hundert Metern erreichte ich das Schloss Neuschwanstein, ich hatte immer wieder
Aufwinde nutzen können, die mich wieder nach oben trugen. Bei dem bedeckten Himmel hatte ich damit nicht gerechnet.
Über Schloss Neuschanstein flog ich noch hinaus, den ich wollte das Schloss Hohenschwangau am Alpsee auch noch
photographieren. Dieser kurze Abstecher kostete mich nun einige Höhenmeter, die ich aber gerne für schöne
Photos opferte.
Dann drehte ich um und flog zurück. Es wehte nur ein schwacher Gegenwind und ich kam gut voran in Richtung Landewiese.
Prachtvoll lag Schloss Neuschwanstein neben mir. Man kann auf dem nebenstehenden Photo die Schlossbesucher sehen, die den
recht langen Weg vom Parkplatz zum Schloss entlang gehen. Man kann allerdings auf dem Photo nicht sehen, wie steil und anstrengend dieser Weg ist; von oben gesehen gibt es eben keine Steigungen.
Astrid und die Kinder waren auch mitgekommen und wollten zur Pöllatschlucht gehen, um dort Steinfiguren zu bauen. Auf dem
nebenstehenden Photo kann man sie auf der Pöllatbrücke im linken, oberen Bildquadranten winken sehen. Links über meinem Knie ist das Holzsägewerk zu sehen, das kurz vor dem Eingang zur Pöllatschlucht liegt, der
eigentliche Eingang wird allerdings von meinem Knie verdeckt.
Noch einmal drehte ich mich um und machte letzte Photos von Schloss Neuschwanstein. Auch für die nächsten Tage
ist schlechtes Wetter und viel Regen vorher gesagt, wer weiß, ob ich in diesem Urlaub noch einmal hier hin kommen
werde.
Trotz des trüben Wetters lag das Schloss wunderbar neben mir und ich genoss die Aussicht, die sich meinen Augen
und meiner Kamera bot.
Dann flog ich zurück zur Landewiese. Eine Landung würde bei dem schwachen Wind ganz problemlos werden.
Der Tegelbergtalstationparkplatz war recht leer, wahrscheinlich hatten viele Menschen dem Wetterbericht geglaubt, der ja auch für diesen Tag Regen prognostiziert hatte. Nach meiner Landung fing es auch bald am Landeplatz zu regnen an und es dauerte über eine Stunde, bis die ersten zwei Flieger wieder starteten; Manfred war einer davon.
Astrid und unser Kleiner vergnügten sich manchen der letzten Abende in unserer Ferienwohnung mit einem Buch. Mir ist inzwischen aufgefallen, dass es immer das gleiche Buch war.