Schirm trocken fliegen

Der 24. April 2014, der Donnerstag der Osteroktav, schien am Tegelberg so zu werden, wie alle die letzten Tage seit Ostersonntag: Am frühen Vormittag würde es fliegbar sein und ab Mittag würde direkt am Berg der Regen herunter kommen.

Ich war früh am Berg, um an diesem letzten Urlaubstag meinen vom Flug des Vortages nassen Schirm trocken und damit glücklich zu fliegen. Der Berg selber lag zwar schon wieder in Wolken, in erreichbarer Entfernung war aber Sonne zu sehen. Und diese Sonne wollte ich meinem Schirm gönnen...

Der Forgensee füllt sich schon wieder, wunderschön liegt das Land in der warmen Frühlingssonne und nur die Berge am Alpenrand liegen unter Wolken; aber nach Regen sieht es absolut nicht aus. Da vorne in die Sonne, etwa auf Höhe der Drehhütte, da möchte ich mit meinem Schirm hin. Da soll der Schirm von der Sonne getrocknet werden!
Die ersten Sonnenstrahlen berühren meinen rechten Stiefel, der Flug durch sonnenbeschienene Luft ist nur recht kurz. Der Schirm trocknet übrigens auch ohne Sonne, ein paar wenige Minuten durch die Luft geflogen reichen aus, um die Feuchtigkeit aus dem Plastikgewebe zu vertreiben.

Dennoch ist das Fliegen in der Sonne immer schöner als im Schatten der Wolken.
Flugverlängernde Aufwinde oder Thermik war auch an diesem Tag noch nirgends zu finden, dafür war es wahrscheinlich auch noch zu früh. Und so näherte sich mein Flug, nach dem es auch über der Hornburg nicht mehr nach oben ging, nun langsam dem Ende.
Meine Höhe nutzte ich aber noch aus, um etwas in Richtung des Schlosses Neuschwanstein zu fliegen. Im Gegensatz zu den voran gegangenen Tagen hatte ich mich inzwischen wieder an das Fliegen gewöhnt und hatte deshalb auch eine ruhige Hand, ich konnte also das Schloss mit dem Photoapparat heranzoomen und das nebenstehende Photo machen.

Fliegen ist eben nichts alltägliches, für mich ist jeder Flug mit (wenigstens) einer leichten Aufregung verbunden. Und das ist gut so, denn sobald etwas zur reinen Routine wird und die Konzentration nachlässt, erhöhen sich die Chancen für Unaufmerksamkeit und damit für unachtsam herbei geführte Unfälle. Meine "Flugaufregung" will ich also nie verlieren!
Nun ging es zur Landewiese und ich bereitete mich auf meine Landung vor. Auf dem nebenstehenden Photo ist zu sehen, wie wenig Autos und damit Menschen an diesem Vormittag am Tegelberg waren.
Bei meiner Landung wurde ich schon von Esther und Sarah erwartet. Nachdem wir gemeinsam die Flugausrüstung von der Wiese auf den trockenen Steinplatz gebracht hatten, packte ich den nun trockenen Schirm zusammen. Esther nutzte die Zeit (wie am Vortag schon Sarah) und schlüpfte in die Flugmontur. Zum Leidwesen der Mutter meinte sie später, dass sie auch eines absehbaren Tages mit dem Fliegen beginnen möchte. Das Leid der Mutter wurde größer, als auch Sarah sich diesem Wunsch anschloss und die Kinder beim Vater Unterstützung fanden.

Fünf wunderschöne Flüge hatte ich in diesem Urlaub, es hat sich wirklich gelohnt!
Am Roßhauptener Ortseingang steht ein Kreuz und unter dem Gekreuzigten hängt ein Schild mit dem Vers: "Halt Dich jeden Tag bereit, für Zeit, Gericht und Ewigkeit."

Ein schöner Osterurlaub geht nun zu Ende, ein Ostern, wie man es eben nur in Bayern erleben kann. Das "triduum paschale", die Zeit von Gründonnerstag bis zur Osternacht, ist hier immer ein besonderes Erlenbis: Es beginnt am Gründonnerstag mit der Fußwaschung und der Leerräumung des Tabernakels, es folgt am Karfreitag die traditionelle Prozession auf den Kalvarienberg und die Karfreitagsliturgie durch den Diakon mit den Karfreitagsfürbitten und es endet mit der Osternachtsmesse, in der dann auch endlich wieder die Kirchglocken läuten und die Orgel wieder gespielt wird, nachdem das Exsultet gesungen wurde: "Haec nox est, in qua, destructis vinculis mortis, Christus ab inferis victor ascendit."