Industriekultur im Herbst
8. November 2003. Ein wunderschöner und - jedenfalls am Boden - von der
Temperatur her angenehmer Tag mit viel Sonnenschein und Wind aus Ost um die
10 km/h. Vielleicht der letzte schöne Tag im Jahr 2003.
Im letzten Jahr war es den ganzen Oktober und den halben November wegen Regen
und Sturm nicht fliegbar gewesen. Ich hatte mich letztes Jahr darüber
etwas geärgert, weil ich mich auf Photos mit den goldenen Farben des
Herbstes gefreut hatte und keine machen konnte. Letztes Jahr war es erst
wieder fliegbar, als die Bäume schon kahl waren. Dieses Jahr wurde ich
dafür umso mehr entschädigt.
Über die Zementfabrik, die ich ja nun schon lange nicht besucht hatte,
flog ich Richtung Steinkohlekraftwerk Scholven.
Dieser Flug hätte keinen Tag später stattfinden dürfen, in den
wunderschönsten Farben posierte das Land vor meiner Kamera.
Letztes Jahr zu Weihnachten hatte mir Astrid Flughandschuhe mit
wiederbenutzbaren Wärmekissen geschenkt, die waren für dieses
Wetter genau richtig.
Der Freizeitpark
Ziel erreicht, ich war auf der Höhe des Kohlekraftwerkes. Dies war
übrigens während des ganzen Fluges die einzige Stelle, an der es
etwas ruppig war.
Mein Flug führte mich weiter über die kath. Herz-Jesu Kirche in
Zweckel, einem Ortsteil von Gladbeck. Hier entschied ich mich dann für
den Rückflug.
Das Phenolchemie-Werk in Zweckel hatte ich schon vom Steinkohlekraftwerk aus
gesehen und mich dafür entschieden, es an diesem Tag zu überfliegen.
Natürlich waren rund um die Karbolfabrik, wie es zu erwarten war, keine
Notlandemöglichkeiten, aber dank der beheizten Handschuhe konnte ich
einfach etwas höher fliegen.
Ein letzter Blick zurück auf Zweckel und auf das Chemiewerk, dann
überflog ich wieder die A31 mit Kurs auf den Flugplatz.
Von Kirchhellen aus ist das Stroboskoplicht des Fluplatztowers gut sichtbar,
von hier aus sollte man aber mit dem Motorschirm auf keinen Fall direkt zum
Platz zurückfliegen, sondern erstmal ein bis zwei Kilometer nach Norden
fliegen und dadurch die Platzrunde und die Ab- und Anflugbahn der schnelleren
Flugzeuge meiden.
Auf nödlichem Kurs und kurz vor dem Erreichen der Zementfabrik ließ
die Heizleistung der Handschuhe fast schlagartig nach und ich konnte
die Kälte der Höhenluft unangenehm spüren. Der Heizakku soll
laut Gebrauchsanweisung für den Zeitraum einer Stunde ca. 55 Grad
erzeugen - war ich schon so lange in der Luft?
Bis auf die Höhe von Gahlen, bis fast über den Wesel-Datteln-Kanal
flog ich und genoss, was sich meinen Augen und meiner Kamera darbot.
Die Schatten wurden immer länger und die Finger immer kälter, Zeit
für den Rückflug. Bald sollte die Sonne untergehen.
Ein letztes Photo des Waldes, der in den goldenen Farben leuchtete, dann
landete ich. Ein wunderbarer Flug!
e-mail:
Ulrich Franzke <sinus@ulrich-franzke.de>