Andreas landet


 
Wie beim normalen Gleitschirm, so auch beim Motorschirm: Die klassische Landeeinteilung besteht aus Höhenabbau in der Position durch das Fliegen der entsprechenden Volten, welche in gleiche Drehrichtung erfolgen sollten, wie Gegen-, Quer- und Endanflug.
Dabei ist der Landepunkt querab zur Position etwa 100 bis 200 Meter versetzt.
Gibt es keine explizite Regelung, wird in Linkskurven geflogen; vom Gegenanflug wird 90 Grad nach links in den Queranflug und von da in einer weiteren 90 Grad Linkskurve in den Endanflug geflogen.
Beim Motorschirm könnte zwar, durch entsprechendes Gasgeben, die Höhe jederzeit wieder nach oben korrigiert werden, dennoch gilt hier: bei einer Bilderbuchlandung wird ab dem Moment, in dem in den Gegenanflug gewechselt wird (bzw. der Gegenanflug beginnt), kein Gas mehr gegeben.
Der Pilot sollte durchaus in der Lage sein, den Landepunkt durch korrekte Peilung relativ genau vorbestimmen zu können.
Eine höhenabbauende Korrektur (etwa durch S-Kurven) im Endanflug sollte auf jeden Fall unterbleiben, durch die resultierende Pendelbewegung gepaart mit möglichen Turbulenzen könnte eine recht harte Landung erfolgen.

Dennoch ist der große Unterschied zwischen dem motorlosen und bemotorten Fliegen der, dass der Motorschirmpilot seinen Landeanflug (fast) jederzeit wieder abbrechen, durchstarten und neu ansetzen kann.
Nicht so Andreas hier auf diesen Bildern. Die Routine, die man braucht und in den vielen Flugstunden der Ausbildung ansatzweise erarbeitet, ist hier erkennbar.
Ab einer Höhe zwischen 50 und fünf Metern schaltet man den Motor aus, es sei denn, man will das Durchstarten üben.
Auch dem Profi kann es immer wieder passieren, dass die Landung nicht auf den Laufwerken (Beinen) erfolgt; dann wäre ein laufender Motor eine potentielle Gefahrenquelle. Natürlich spielt hier auch der sehr hohe Preis des Propellers eine entscheidende Rolle.
Spätestens ab einer Mindesthöhe von fünf bis sieben Metern über Grund sollte sich der Pilot im Gurtzeug aufrichten, um einer harten und wohlmöglich rückenschädigenden Landung bedingt durch Böen und Turbulenzen vorzubeugen.
Andreas macht es genau im Moment dieses Photos!
Unheimlich kurz vor der Landung, etwa 50 Zentimeter über Grund, werden die Steuerleinen voll runter gezogen und dadurch der 'fullstall' eingeleitet, der vollständige Strömungsabriss; etwas, was man im Flug NIE haben möchte.
Es ist vor allem für den Anfänger ein sehr unangenehmes Gefühl, mit fast 40 Stundenkilometern im Sinkflug den Boden immer näher kommen sehend, nichts zu machen - und wirklich erst Sekundenbruchteile vor der Landung den 'stall' einzuleiten. Aber: Der Pilot mit zusätzlich ca. 30 kg Motor auf dem Rücken würde nach hinten gezogen werden, doch der so kurz über Boden 'gestallte' Schirm will noch mal hoch und zieht deshalb nach vorne. Und dadurch hat der Fliegende eine gute Chance, stehend zu landen und nicht hinzufallen oder umgerissen zu werden.
Andreas zeigt es uns auf diesen Bildern vorbildlich!
Nicht nur, dass es elegant aussieht, sich um 180 Grad zu drehen und den Schirm herunter zu ziehen, es ist für eine mittlere Lebensdauer des Schirmes förderlich, diesen durch konsequentes und angepasstes Durchziehen der Steuerleinen im Moment der Landung zu luftentleeren und dafür zu sorgen, dass die Kappe nicht auf ihre Eintrittsöffnungen knallt und dadurch die hinteren Nähte belastet, vielleicht sogar die Nahtlöcher dehnt, öffnet und damit den Schirm luftdurchlässig macht.
Sehr schöne Landung, Andreas!

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Ulrich Franzke <sinus@ulrich-franzke .de>