Die große Runde
Schon lange hatte ich unsere C22 für den 15. April 2004
reserviert, um an diesem Tag die für die Passagierberechtigung
benötigten Stempel dreier Flugplätze zu erfliegen. Bei herrlichem
Wetter wollte ich über Hamm und Borkenberge nach Dinslaken und von da
zurück nach Hegenscheid fliegen.
Links überfliege ich gerade Hemer bei Iserlohn, oben im Bild die A46.
Etwas aufgeregt war ich vor dem Start zu dieser meiner bislang
größten Runde schon und nutzte die Zeit bis zum
Eintreffen des Flugleiters am Flugplatz mit einer ausgiebigen
Flugvorbereitung: Sperrgebiete und Funkfrequenzen der zu überfliegenden
Bereiche notieren und markante Wegpunkte heraussuchen.
Gut vorbereitet war der Flug problemlos, ich konnte mich brauchbar orientieren
und nutzte das GPS nur zur Kontrolle.
Auf Höhe der gelb lackierten Brücke an der A2 liegt das
VEW-Kraftwerk Westfalen. Ein
markanter Wegpunkt, den ich auch schon mit dem Schirm überflogen hatte.
Problemlos konnte ich auf dem Flugplatz Hamm Lippewiese landen. Hier
entrichtete ich die Landegebühr und flog bald weiter, zu sehr war ich
gespannt auf das, was noch vor mir lag.
Der Flugplatz
Hamm
liegt mitten in der Stadt, was ihn sehr reizvoll macht.
Da reger Segelflugverkehr herrschte, konnte ich nach dem Abflug nur begrenzt
steigen. Umso mehr wurde ich belohnt durch den Blick auf den Hafen und die
umliegenden Gebäude.
Kurz vor dem Erreichen der Stadtgrenze auf Höhe des Kraftwerkes wirbelten
die im Heck des Flugzeuges bei etlichen Starts in Hegenscheid angesammelten
und vertrockneten Grashalme durch die Kabine. Ich hatte sofort das Gefühl,
dass hier irgendwo etwas passiert sein musste, was nicht unbedingt
erwünscht sein konnte.
Die Mutter, die die linke Scheibe festhielt, hatte sich gelöst und war
wohl hoffentlich niemandem auf den Kopf, sondern in den Datteln-Hamm-Kanal
gefallen.
Auf dem weiteren Flug bis zum Flugplatz Borkenberge reduzierte ich neben der
Geschwindigkeit auch meine
photographische Tätigkeit und hielt mit der linken Hand die Scheibe fest.
Zu groß war meine Befürchtung, dass die ungehaltene und damit
unkontrollierte Scheibe in den Flügel schlagen und die Bespannung der
Tragfläche zerstören könnte...
Nachdem ich in Borkenberge gelandet war, angenehm begrüßt
wurde und getankt hatte, konnte das Problem der linken Scheibe mit einem
Stück Bindedraht erfolgreich gelöst werden.
Der Förderturm beweist es, kurz hinter Haltern und seinem Baggersee
fängt das Ruhrgebiet an. Ab hier fühlte ich mich wieder zu Hause.
Kurz vor Dorsten liegt am Wesel-Datteln-Kanal ein ausgedehntes Chemiewerk, das
ich bisher nicht kannte. Hierhin muss ich unbedingt mal mit dem Motorschirm.
Ein Postverteilzentrum mit all den vielen gelben Postautos erregte meine
Aufmerksamkeit wenige Minuten vor der Landung auf dem Flugplatz "Schwarze
Heide" in Dinslaken.
Über Gladbeck und Bottrop flog ich weiter in Richtung Essen. Etwas
östlicher als bei meiner ersten
Ruhrgebietserstüberquerung wollte ich fliegen.
Sehr auffällig und als Orientierungspunkte durchaus geeignet erscheint
mir der rechts gezeigte Wohnkomplex.
Das Bild zeigt nicht den bekannten Gasometer an der A42 neben dem Centro in
Oberhausen, sondern einen weiteren Gasometer ein paar Kilometer östlich.
Der Bottroper Tetraeder, eines der Wahrzeichen der Stadt und vielbesuchtes
Ziel im anliegenden Naherholungsgebiet. Am Tag zuvor bei der Fahrt auf der
anliegenden A42 hatte ich mir noch gedacht, dass dieses Konstrukt dringend
photographiert werden möchte...
Die manchmal etwas streng riechende Emscher bildet eine Grenze zur Stadt Essen.
Oder ist es nicht eher der Rhein-Herne-Kanal?
In dem roten Haus in der Bildmitte wohnt unser Freund und Trauzeuge
Bernd. Von hier aus haben Bernd und ich
schon einige lange Wanderungen unternommen.
Der Flug über Essen ist nicht unkritisch, wegen des
nahegelegenen Flughafens Düsseldorf darf hier nicht sehr hoch geflogen
werden und Notlandeflächen existieren in diesem Bereich nicht.
Ist man aber auf der Höhe des Rhein-Ruhr-Zentrums, dann ist das
Schlimmste überstanden.
Der Blick zur anderen Flugzeugseite hinaus offenbart die Sicht auf die
Essener Innenstadt, irgendwann werde ich genau über den Funkturm
und die dahinter liegenden Hochhäuser fliegen.
Messe Essen: Der Grugapark (Große Ruhrländische
Gartenbauausstellung aus dem Jahr 1929) an der A52 ist auch ein
lohnendes Ziel für einen Samstagsausflug.
Natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen, mit der Villa
Hügel am Baldeneysee ein Wahrzeichen der Stadt Essen zu überfliegen.
In Essen Heisingen wohnte Astrid, als wir uns kennenlernten. Grund genug,
über diesen Ortsteil zu fliegen.
Entlang der Ruhr flog ich weiter, über Bochum wollte ich noch ein paar
weitere Photos machen. Natürlich photographierte ich wieder das Haus, in
dem wir wohnen, aber das kennt inzwischen wohl jeder. Links im Bild das
Bochumer Rathaus. Leider ist die davorstehende 15 Tonnen schwere Glocke, mit
deren Geläut 1867 die Weltausstellung in Paris eröffnet wurde, nicht
zu erkennen.
Rechts unten im Bild die Fußgängerzone Kortumstraße, die sich
bis zum oberen rechten Bildrand erstreckt. Parallel dazu oben rechts im Bild
die Franzstraße.
Die Propsteikirche und das rechts daneben liegende Gerberviertel sollte der
nächste Punkt des Fluges sein.
Das Bochumer Planetarium an der Castroper Straße, verdient es auf jeden
Fall, photographiert zu werden. Ein Besuch des Bochumer Planetariums lohnt
immer. Oft war ich schon hier und bisher konnte ich noch keine langweilige
Veranstaltung erleben.
66 Jahe nach dem Niederbrennen der Bochumer Synagoge durch die Nazis im Jahr
1938 wird neben dem Planetarium demnächst eine neue Synagoge errichtet.
Traurig, dass so viele Jahre vergehen mussten.
Ich hoffe, den Neubau durch ausreichend Flüge entsprechend dokumentieren
zu können.
An der Universitätsstraße und gegenüber dem kreisrunden
Bunker liegt das Bochumer Arbeitsamt, das durch seine Rautenform sofort
auffällt. Oben links im Bild das weiße Gebäude der Thürmer
Klaviermanufaktur mit dem Thürmer Saal.
Als letztes Photo-Objekt für diesen Tag hatte ich mir das
Zisterzienserkloster Bochum-Stiepel auserkoren.
Etwas über 250 Kilometer flog ich an diesem Tag. Meine drei Stempel hatte
ich am Abend zusammen. Total erschöpft fiel ich nach fast drei
Flugstunden ins Bett. Eine geniale Runde war es!
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e-mail:
Ulrich Franzke <sinus@ulrich-franzke.de>