Leethermik
Am Vormittag des 15. April 2009 traf ich mich mit Manfred
am Breitenberg. Da ich mit der Familie für den Nachmittag noch eine
ausgiebige Wanderung geplant hatte, wollte ich nicht allzu lange Zeit auf
dem Berg verbringen und startete zur Westseite raus. Die wenigen Flieger, die
vor mir gestartet waren, haben die komfortablere östliche Startrichtung
gewält, teilweise sind sie aber sogar mit leichtem Rückenwind
gestartet.
Ich wusste, worauf ich mich einließ, als ich den Weststart wählte
und mitten in das Lee hineinstartete. Obwohl es nicht ganz so schlimm wurde,
wie ich erwartet hatte, war es doch heftig.
Als bald nach meinem Start kam ich in die erwarteten Turbulenzen des Lees,
wurde ordentlichst hin und her gebeutelt
und erreichte Sinkwerte von fünf Metern pro Sekunde. Einmal faltete es
den Schirm über mir derart, dass ich auf die Seite geschleudert wurde,
eine kurze Zeit im 45 Grad Winkel saß und um mein
Frühstück fürchten musste...
Mit geringem Abstand flog ich zu den Bäumen und konnte die Spitzen fast
berühren, als es mich auf einmal nach oben riss. Und nun ging es mit
ebenfalls fünf Metern pro Sekunde weiter, nur hatte die Richtung
gewechselt. Nun ging es nur noch nach oben. Immer wieder raschelte der
Schirm über mir und deutete dadurch die kleinen Klapper an, die er
immer wieder hatte. Er flog trotzdem sicher und brav, der neue
Schirm!
Leethermik hatte ich am Breitenberg schon mehrfach erlebt, ich wusste, worauf
ich mich einließ.
Was ist eigentlich Leethermik?
Die Leeseite bezeichnet die dem Wind abgewandte Seite des Berges, also die
Seite, an der, je nach Windstärke, extreme Verwirbelungen und Turbulenzen
auftreten und auf der nicht geflogen werden
sollte, außer es gibt auf dieser Leeseite eine ausgiebige Thermik.
Gibt es auf der Leeseite eine gute Thermik, also eine Leethermik, dann darf
man hoffen, dass die thermisch nach oben steigenden Luftmassen stärker
als die Verwirbelungen des Lees sind, die Verwirbelungen also quasi
"aufgehoben" werden.
Soweit die Theorie, jeder der schon mal in einer Leethermik geflogen ist, kann
berichten, dass es das sportlichste und anspruchvollste Fliegen ist, dass man
sich vorstellen kann, weil die oben beschriebene "Lee-Aufhebetheorie" nur an
ganz wenigen Orten anzutreffen ist.
Und so ist ein Fliegen in der Leethermik ein ganz brutales Hoch und Runter.
Auch über dem Ort Pfronten, den ich nach 20 Flugminuten überflog,
wurde es nur unmerklich ruhiger. Entweder war es die Talthermik, die nun
zuschlug, oder ich war von 20 Minuten in der Leethermik schon total
ausgelaugt. Ich merkte aber auch sehr gut, dass der Wind ordentlich
zugenommen hatte und ich in manche Richtung nur noch sehr langsam
voran kam.
Ich bereitete mich auf meine Landung vor, nach einer Flugzeit von fast
30 MInuten hatte ich genug. Noch ein paar Photos machte ich, dann steuerte
ich die Landewiese an.
Manfred hat auf
seiner
Seite von nervigem Gebrodel, barbarischem Abstieg und ständig
wechselndem Landewind geschrieben, ich kann da nur zustimmen. Besonders der
in Richtung und Stärke ständig wechselnde Landewind machte mir
noch ein paar Probleme.
Dennoch landete ich stehend auf den Füßen, was, wie ich zweifach
sehen mußte, nicht alle taten.
Trotz der extremen Bedingungen ist der neue Schirm sehr gut geflogen, ich
bin also durchaus zufrieden mit der Neuanschaffung.
Habe ich mich eigentlich schon mal über die
gelungene Farbkombination
meines neuen Schirmes ausgelassen?
Am Nachmittag wanderten wir den Buchenberg runter, den wir zuvor mit
der Sesselseilbahn erzwungen hatten. Der Abstieg vom Buchenberg ist für
die Kinder inzwischen nur noch ein kleiner Spaziergang, so dass wir uns im
nächsten Urlaub mal an einen Tausender ranwagen wollen...