Der Flug über das Ruhrgebiet


Am Freitag, dem 1. August, vollendete der letzte aus der Gruppe unserer C22-Haltergemeinschaft seine Einweisung und mir war es vergönnt, das Flugzeug vom Flugplatz Dinslaken (EDLD) nach Hegenscheid (EDLK) zu fliegen. Schon sehr lange freute ich mich auf einen Flug über das Ruhrgebiet und genauso lange war ich auf diesen Flug vorbereitet, hatte die Route geplant und die einzelnen Auffanglinien und Kursänderungspunkte genau im Kopf!

Schon direkt nach dem Start musste ich umdisponieren, ein entgegenkommendes Flugzeug hielt mich viel zu lange auf westlichem Kurs. Dann drehte ich ab Richtung Süden, das nächste Zwischenziel und der Ort für eine Kurskorrektur um ca. 15 Grad sollte der Oberhausener Gasometer sein.

Seit dem frühen Nachmittag, seit ich von Andreas Grünes Licht für den Rückflug erhalten hatte, war ich etwas aufgeregt. Am Flugplatz beim Überprüfen des Flugzeuges wurde das dann noch etwas schlimmer. Aber ich merkte bald, dass es wohl ein guter Flug werden würde.

Nur ein paar hundert Meter hinter dem Gasometer liegt das neue Oberhausener Einkaufszentrum, das "Centro".

Als nächsten Punkt für eine Kurskorrektur hatte ich den Essener Baldeneysee ausgewählt, doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. Ich wusste, dass es zwischen Essen und Mülheim einige größere Wiesen gibt, natürlich passte sich der Kurs der Lage dieser Wiesen an.

Irgendwann jedoch war es mit den Wiesen zu Ende, wie hier beim Überfliegen der A40. Unten rechts das Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum und oben links die Silhouette der Essener Innenstadt.

Aus westnordwestlicher Richtung liegt kurz vor dem Baldeneysee die Villa Hügel, die der Industriellenfamilie Krupp von 1873 bis 1945 als Wohn- und Repräsentationsort für die Firma diente.

Etwa auf der Höhe des Stauwerkes bei Essen Werden flog ich über den Baldeneysee. Je nachdem, ob ich nun noch auf einen Abstecher über Bochum verzichten würde, hätte ich das Schlimmste schon hinter mir. Aber das Treffen dieser Entscheidung hatte ich mir für später vorgenommen.

Das Photographieren aus einem Flugzeug heraus, das ich selber steuere, ist für mich noch etwas absolut neues und wahrlich nicht einfach: Ich habe noch totale Schwierigkeiten, beim Betätigen des Photoapparates den Kurs zu halten. Aber anfänglich war das ja auch mit dem Schirm nicht leicht.

Auf dem Photo hinter dem Baldeneysee der Essener Ortsteil Heisingen, hier hatte Astrid früher gewohnt.

Über ausgedehnte Wiesen und damit potentielle Notlandeflächen flog ich am Ufer des Baldeneysees weiter. Hier überfliege ich gerade den Hof, auf dem Pico und Hedin stehen. Inzwischen sind wir auch ganz sicher, Hedin im Bild unten rechts ausgemacht zu haben.

Bei Essen Steele war es dann zum ersten Mal auch richtig unangenehm in der Luft, ansonsten war es ein sehr ruhiger und schöner Flug.

Wie oft war ich schon mit dem Fahrrad und mit den Rollschuhen an der alten Vogelsang Fabrik vorbei gefahren, an diesem Tag überflog ich sie sogar mit einem Flugzeug!

Die Schwimmbrücke bei Bochum Dahlhausen kann als Grenze zwischen Bochum, Essen und Hattingen angesehen werden. Letztes Jahr noch paddelten Astrid und ich ab dieser Brücke mit dem alten Schlauchboot meines Vaters ein Stück die Ruhr hoch, um an einer ruhigen Stelle zu schwimmen.

Genug der Ruhr, ich hatte mir eine Kursänderung ab dieser Stelle vorbehalten und entschloss mich, diese Änderung durchzuführen. Die Bochumer Innenstadt sollte als nächster Punkt angeflogen werden.

Die Notlandemöglichkeiten über dem Zentrum Bochums sind ebenso bescheiden wie über Essen. Mit etwas mehr Höhe als zuvor flog ich über die Innenstadt.

Das gesamte Ruhrgebiet ist kontrollierter Luftraum, Bochum stellt die Grenze zwischen 2500 und 3500 Fuß erlaubter Flughöhe dar.

Im Bild unten links das Bochumer Schauspielhaus, links daneben die von H.G. besungene Königsallee. Die Königsallee setzt sich, in der Bildmitte unterbrochen durch eine Bahnlinie, im oberen Bildteil als Viktoriastraße fort. Ganz oben im linken Bildteil der Förderturm des Bergbaumuseums und in der oberen rechten Ecke der Bismarckturm im Stadtpark.

Zwischen dem Stadtpark und dem Ruhrstadion ist das gebogene und "L"-förmige Haus, in dem wir wohnen. Seit ein paar Monaten hinzugekommen ist das Gebäude des Ruhr-Congresses. Der alte und recht beliebte Rollschuhplatz musste einem Hotel weichen.

Über die Ruhr-Universität ging der Flug Richtung Hegenscheid weiter.

Am Kemnader See war ich wieder auf der geplanten Route, ob mit Umweg über die Bochumer Innenstadt oder nicht, der Rollschuh-See sollte ein weiterer Punkt für eine Kurskorrektur sein. Von hier sollte es mit 150 Grad bis südlich von Hagen weiter gehen.

Das langgezogene Hagen unter der linken Tragfläche. Die Gegend zwischen Witten (kurz hinter Bochum) und Hagen war für mich unbekanntes Land. Ab Hagen konnte ich mich sehr gut an den Autobahnen A1, A45 und A46 orientieren.

Fast den ganzen Flug über war ich zwischen 2000 und 2500 Fuß mit einer Geschwindigkeit von um die 90 km/h geflogen.

Die A45 und ganz links im Hintergrund das Kraftwerk Werdohl. Jetzt konnte nichts mehr passieren, hier war ich auch schon mit dem Schirm gewesen.

Das rote Klebeband hat uns Elmar, unser Fluglehrer, auf die Scheibe geklebt. Es hilft einem Anfänger ungemein beim Halten des Kurses und beim Landen; das anzufliegende Ziel muss mit dem Klebeband in einer Flucht sein.

Geschafft, nach einer Stunde und zwölf Minuten Flug und einer geflogenen Strecke von 113,1 km konnte ich auf dem Flugplatz Hegenscheid landen. Es war eine gute Landung. Wäre ich nicht so fertig gewesen, hätte ich gleich noch eine kleine Platzrunde drehen können. Aber: Ich weiss jetzt, wie sich Charles Lindbergh gefühlt haben muss!

Die Strecke war sehr gut gewählt, ein Traum von mir ist in Erfüllung gegangen: der Flug über das Ruhrgebiet.

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Ulrich Franzke <sinus@ulrich-franzke.de>