Kyrills Folgen
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Am Mittwoch, dem 14. März 2007, war es endlich wieder
fliegbar. Mit der Familie fuhr ich am Nachmittag des Tages für
einen Flug mit dem Motorschirm zum Flugplatz Hegenscheid EDKD. Kurz nach meinem Start offenbarte sich mir das Bild der Verwüstung, das der Orkan Kyrill in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar d.J. hinterlassen hatte. Rechts im Bild ist das östliche Ende der Landebahn des Flugplatzes zu sehen, der Wald ist zu großen Teilen zerstört. |
Am 18. Januar wurde um 18:00 Uhr zwischen einem
nördlichen Messpunkt auf Sylt mit einem Luftdruck von 962 hPa und
einer Messstation in Landshut nahe des Bodensees mit 1013 hPa ein
Luftdruckunterschied von 51 hPa ermittelt; die Isobaren lagen quasi
übereinander. Als ich zur Hochzeit des Orkanes um ca. 21:00 Uhr die automatische Windmessstation des Flugplatzes Hegenscheid anrief, wurde mir der Spitzenwert des Windes der vergangenen zwei Stunden mit 141 km/h angegeben. Auf dem Bild ist der vernichtete Wald entlang der Eileringser Strasse nördlich der Hegenscheider Straße zu sehen. |
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Der Orkan Kyrill entwickelte sich aus einem Tiefdruckgebiet,
das am 15. Januar über Neufundland entstand. Kyrill bedeutete für 38 Menschen den Tod. Allein in Deutschland starben 10 Menschen durch den Sturm. Auf dem Bild ist das Anwesen auf dem Berg entlang der Grüner Talstrasse / Sturmweg zu sehen. Auf früheren Luftbildern sind die Gebäude durch Bäume verdeckt. |
Wie die Fichte, die Birke und die Weide ist auch die
Hainbuche ein Flachwurzler. Der fehlende Frost und der viele Regen des
Winters 2006/2007 hatte den Boden aufgeweicht und den Orkan in seinem
devastierenden Lauf unterstützt: Scheinbar mühelos wurden die
Bäume an den Hängen entwurzelt, wie auf dem Bild des
Berghanges der Grüner Talstrasse / In der Bräke etwa
500 Meter
nordwestlich des Fischgutes Primus zu sehen ist. Die Eiche, die Lärche, die Kiefer und die Tanne sind Pfahlwurzler, eine Art des Tiefwurzlers. Bei zukünftigem Waldanbau muss neben dem Verzicht auf Monokulturen auch auf viele andere Aspekte geachtet werden. |
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Erschreckend war der Blick auf die Gegend entlang der
Eileringser Strasse südlich der Hegenscheider
Straße. Früher habe ich dieses Gebiet wegen der ausgedehnten
Waldflächen und der damit fehlenden Notlandemöglichkeiten
gemieden. Wie gerne würde ich auf die jetzt gegebenen
Notlandeflächen verzichten... |
Wie ein Gerippe sehen die aufgestapelten Baumstämme aus,
die nördlich des Hegenscheids aufgeschichtet sind. |
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Kyrill richtete nach Schätzungen des Gesamtverbandes der
Deutschen Versicherungswirtschaft und des Deutschen
Forstwirtschaftsrates einen Schaden von mindestens einer Milliarde Euro
allein in Deutschland an, die Hälfte davon in NRW. Europaweit ist
der Schaden um 50% höher. Am stärksten betroffen war Südwestfalen und damit auch die Gegend um Iserlohn. Auf dem Bild ist die Eileringser Strasse südlich der Hegenscheider Straße zu sehen. |
62 Millionen Bäume wurden europaweit von Kyrill
vernichtet, davon 25 Millionen in NRW. 25 Millionen Bäume entsprechen zwölf Millionen Festmetern Holz, bei einem Umrechnungsfaktor von 1,4 ergibt sich eine Menge von fast 17 Millionen Raummetern (rm, Ster) oder (Umrechnungsfaktor 2,5) 30 Millionen Schüttmetern Brennholz. Legt man einen Verbrauch von 12 rm für ein freistehendes und durchschnittlich isoliertes Einfamilienhaus (Altbau) zu Grunde, hätten mit dieser Holzmenge etwas über 1,4 Millionen Einfamilienhäuser einen strengen Winter lang wohlig beheizt werden können. Auf dem Bild ist das Waldstück nördlich der Hegenscheider Straße zu sehen. Unten im Bild versucht der Forstbagger, sich gegen hunderte von entwurzelten Fichten zu behaupten. |
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Europaweit wurden durch Kyrill 30 Millionen Kubikmeter Holz
umgelegt. Das Bild zeigt den entwurzelten Wald südlich der Landebahn des Flugplatzes EDKD. |
Aus der Luft sieht es aus, als wären mehrere
Päckchen Mikadostäbchen fallengelassen worden. Beileibe kein schöner Anblick, der wie auf dem Bild südlich der Landebahn des Flugplatzes zu sehen ist. Oben links im Bild der Weg Steinwinkel. |
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Ein Hektar (10.000m2) Wald bindet pro Jahr ca. 10
Tonnen CO2. Vor Kyrill gab es in Deutschland 11.1 Millionen
Hektar Wald. Nach dem 18. Januar waren es allein in NRW über
50.000 Hektar weniger, wobei das Sauer- und das Siegerland am
stärksten betroffen waren. Auf dem Bild der Blick von kurz hinter dem Flugplatz nach Norden, links im Bild die Reitanlage an der Grüner Talstrasse / Dahlsener Strasse. |
In Deutschland muss ein Hektar Wald für sieben Menschen
ausreichen. Nach Greenpeace ist der durchschnittliche Deutsche für einen CO2-Ausstoß von etwas über 10 Tonnen pro Jahr verantwortlich. Um das mit der CO2-Bindung durch den Wald auszugleichen, wäre eine siebenfach höhre Waldmenge nötig. |
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Der Abtransport des Holzes geht nicht von heute auf morgen: Legt man pro LKW eine transportierbare Menge Holz von 33 Festmetern zugrunde, werden fast eine halbe Millionen (etwas über 454 Tausend) beladene LKWs fahren müssen, um das Holz abzutransportieren. Der Abtransport wird eine Zeit lang dauern; inzwischen lauert der Borkenkäfer. Dagegen werden auch die zahlreich eingerichteten Nasslagerplätze nicht viel ausrichten können. Auf dem Bild ist das nördlich der Hegenscheider Straße liegende Waldstück und der dahinter liegende Flugplatz zu sehen. |
Mein Flug dauerte knapp eine halbe Stunde. Nach meiner Landung wurde Astrid von Lutz zu einem Rundflug eingeladen. Vor der Silhouette des zerstörten Waldes starteten die Beiden, während Esther, Sarah und ich durch einen Gang um die Startbahn die erschreckenden Schäden weiter in Augenschein nahmen. |
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Ulrich Franzke <sinus@ulrich-franzke.de>