Der Kirchengenerator
oder
Kirche zum Selberbau
Zur Geschichte
Eines Morgens, es ist schon einige Jahre her, wachte ich auf und ging zum
Schreibtisch, um mir neben einem Zirkel und einem Bleistift auch noch ein
Lineal und ein Blatt Papier zu holen - ich hatte von kleinen Modellkirchen
geträumt, die ich mit den oben genannten Hilfsmitteln gebaut hatte.
(Natürlich hatte ich in meinem Traum die kleinen Modellkirchen dann
auch aus Stein nachgebaut.)
Da ich mich zumindest noch an den Turm sehr gut erinnern konnte, fing ich
an, ihn nun nach den verbliebenen Traumbildern nachzubauen - mit sehr
großem Erfolg. Mein erster Papierkirchturm
wurde recht passabel.
Damit war eine Idee geboren, der ich - sofern es mir meine vielen anderen
Projekte erlaubten und ich Zeit dazu hatte -
immer wieder nachging: Ich wollte einen Kirchengenerator bauen.
Der erste Generator erzeugte eine TeX-Datei, die die LaTeX Picture-Umgebung
nutzte, um Schnittmuster von Kirchen zu erstellen. Einige wenige Parameter
waren in diesem
Programm einstellbar, es war eben ein erster Entwurf. Dafür war
natürlich
die Qualität der Ausdrucke sehr hoch. Wie es so kommen muss, das Programm
ist inzwischen mit irgendeiner Festplatte verschwunden und nicht mehr
auffindbar und die erzeugten TeX-Dateien natürlich
auch nicht mehr. Aber es gibt noch ausgedruckte Zeichnungen, eine habe ich
eingescannt und stelle sie zum
Nachbauen zur Verfügung.
Damit es funktioniert
Der Kirchengenerator ist in der Programmiersprache Java (Version 1.6)
geschrieben und als
Applet realisiert. Damit kann er mit den verschiedenen Internet-Browsern
benutzt werden, sofern für den Browser eine Java-VM, eine virtuelle
Java-Maschine, zur Verfügung steht. Sollte Ihr Browser - nach einer
angemessenen Wartezeit - unter diesem Text kein Java-Applet starten,
müssen Sie sich entweder eine Java-VM herunterladen (zum Beispiel bei
oracle, vormals sun)
oder Sie benutzen die fertigen Papierschnitte, etwa den einer recht einfachen Kirche, den einer
anspruchsvolleren Kirche oder den der
Standardkirche.
DA DAS APPLET WAHRSCHEINLICH NICHT MEHR FUNKTIONIERT,
VERSUCHEN SIE ES HIER:
DER KICHENGENERATOR
Nach dem Start stellt sich das Applet wie ein Karteikasten mit verschiedenen Reitern dar, wobei
zu Beginn immer der Reiter "Konstruktion" ausgewählt ist. Dieser sei nun auch zuerst beschrieben.
Der Reiter "Konstruktion"
Das Applet bietet verschiedene Möglichkeiten, eine Kirche zu gestalten. Sicher ist es
spannend, zu Beginn erst einmal auf den rechten Knopf "dreh" zu drücken, um die Kirche
von allen Seiten sehen zu können.
Direkt neben dem
Knopf "dreh" sind weitere Möglichkeiten, die Kirche aus verschiedenen Winkeln und Positionen
zu sehen. In einem zweiten Schritt sollte die Kirche richtig positioniert und skaliert werden, was
über die drei Wahlfelder "SchiebX", "SchiebY" und "Skalierung" leicht möglich ist.
Die restlichen Schalter in dieser Ebene des Applets erklären sich von selber und sollten
ausprobiert werden: Es kann nun also mit dem Generieren der ersten eigenen Kirche begonnen werden.
Im nebenstehenden Bild bemalt Sarah das ausgeschnittene Kirchenschiff. Einfache Buntstifte eignen sich
dafür sehr gut, Filzstifte dagegen können das Papier durchweichen, was zu einem Faltenwurf
führen kann.
Die Reiter "Papierschnitt ..."
Ein Java-Applet unterliegt hohen Sicherheitsbestimmungen, so ist der lesende
und erst recht der schreibende Zugriff auf den Client-Rechner unzulässig.
Die fertige Kirche kann also aus dem Applet heraus nicht als
Graphik auf dem eigenen Rechner abgelegt
werden, sie muss über screenshots (Bildschirmkopien) aus den
einzelnen
Reitern "Papierschnitt Turm", "Papierschnitt Schiff" und "Papierschnitt Dach"
herauskopiert und zu einem neuen Bild zusammen gesetzt werden. Dabei ist
natürlich darauf zu achten, dass an den einzelnen Gewerken keine
Größenveränderungen vorgenommen werden. Nach der
Zusammenstellung der neuen Graphik kann dann die Größe gewählt
und auf einem Papier ausgedruckt werden. Bisher habe ich nur auf normalem
80g/m2 Papier ausgedruckt.
Sobald Sie sich den Kirchengenerator herunter geladen haben, steht Ihnen
natürlich mit
dem Reiter "Papierschnitt Komplett" die Möglichkeit des Abspeicherns
zur verfügung!
Im nebenstehenden Bild faltet Sima einen Kirchturm. Vor dem Falten hat er in
die hellgrauen Falzlinien mit dem Falzbein eine Rille gerieben. Es ist
übrigens sehr zu empfehlen, die Kinder das Falzen an einem Stück
Papier erstmal üben zu lassen. Wird die Falzrille mit zu großem
Druck erzeugt, kann es sehr leicht zu einer Durchtrennung des Papieres kommen.
Der Reiter "TeX / LaTeX"
Natürlich wollte ich auch für diesen Kirchengenerator wieder
die Möglichkeit haben, das fertige Konstrukt in einer hochwertigen
Qualität ausdrucken zu können. Das ermöglicht der
Generator dadurch, dass er für das Textsatzsystem TeX einen entsprechenden
Output erzeugt, der dann als PDF-Datei ausgedruckt werden kann.
Die Standardkirche als solche Datei, also die
StandardkirchenPDF_Datei ist, wie
einige andere Papierschnitte auf dieser Seite, schon fertig!
Der Zusammenbau
Für den problemlosen Zusammenbau der Kirche, die übrigens auch einem
geübten Kirchenbauer mindestens 20 Minuten Zeit abtrotzt, ist es sinnvoll,
eine Reihenfolge einzuhalten. Nach der Konstruktion und dem Ausdrucken sollte
mit dem Ausschneiden des Turmes begonnen werden, der schneidet sich am
leichtesten. Soll die Kirche bemalt werden, so kann das vor oder nach dem
Ausschneiden geschehen. Ich halte das Bemalen nach dem Ausschneiden für
günstiger, weil dann eine gute Gelegenheit besteht, die einzelnen
Papierteile leicht zu biegen und damit zu entscheiden, welche Seite nach
Außen kommen soll. Außerdem kann nun entschieden werden, ob der Turm rechts
oder links des Schiffes zu stehen kommen wird.
ACHTUNG: Die Überlegung der Außenseite muss auf
jeden Fall IMMER für das Dach vorgenommen werden, ich denke und berechne
Dächer immer von der Innenseite, das Dach muss also bei unterschiedlicher
Denkart gedreht werden.
Als Nächstes kommt das Falzen und Falten der einzelnen Teile. Da
Tubenkleber eine Zeit zum Trocknen braucht und man mit Kindern
Wartezeiten vermeiden möchte, ist es sinnvoll, immer ein Teil zu
falzen und zu falten und sofort zu kleben.
So kommt als Erstes der Turm, das erste Turmdach, die Außenwände
des Schiffes, das Aufkleben des ersten Turmdaches auf den Turm, das zweite
Turmdach, das Aufkleben des Turmes an das Haus, das Aufkleben des zweiten
Turmdaches auf den Turm und erst zu aller letzt das Aufkleben des Hausdaches
auf das Kirchenschiff dran.
Das Einhalten dieser Reihenfolge ist empfehlenswert!
Doppelturmkirchen
Das Kirchengeneratorapplet stellt rechts im Feld
"Konstruktion" die Möglichkeit zur Verfügung, Doppelturmkirchen
zu erstellen. Für den kirchenbaulichen Anfänger sollte dieser
Schalter tabu sein - Doppelturmkirchen lassen sich sehr schwer bauen und
schaffen leicht eine ungesunde Frustration; für ihren Bau ist
Erfahrung gefordert.
Eine sehr schöne, aber fast unmöglich zu bauende Doppelturmkirche
habe ich als DoppelturmkirchPDF-Datei
vorbereitet, sie sei wirklich nur dem geübten Bastler angeraten!
Bei der Wahl des Doppelturmes kam es bei zwei Java-VMs zu
Darstellungsproblemen, der zweite Turm wurde an einer falschen Position
angezeigt. Ein Neustart des Browsers löste das Problem.
Zielgruppen und Einsatzmöglichkeiten
Für den Bau von Kirchen mit dem Kirchengenerator gibt es wenig
Einschränkungen, Kleriker und Laien können beide ran. Wichtig ist
eine ruhige Hand, ein sicherer Umgang mit Schere und Kleber und Spaß
am Basteln.
Kinder ab vier Jahren können mit Unterstützung von
Erwachsenen ihre ersten Kirchen bauen, ab etwa sechs Jahren können
sie es selbständig. Damit ist der Kirchengenerator bestens
für den Einsatz in der Kommunionkatechese oder im Schulunterricht
geeignet, um sich dem Thema Kirche spielerisch zu nähern.
Von der Einheitsmatrix zur Einheitskirche
Viel braucht es nicht, um Papierkirchen zu berechnen. Neben den Grundlagen
der linearen Algebra, also der Kenntnis über die Einheitsmatrix und der
Fähigkeit der Matrizenmultiplikation,
bedarf es noch der Freude an dem Umgang mit trigonometrischen
Funktionen, des Cosinussatzes und des alten Pythagoras.
Jedes einzelne Gewerk, also das Kirchhaus (oder auch Schiff
genannt), das Dach dazu,
der Turm, das Turmdach und die Turmspitze sind je in einer eigenen
Matrix untergebracht, die mit Transformationsmatritzen multipliziert
und damit gedreht werden können. Eine Taschenlampenprojektion macht
dann aus diesen drei dimensionalen Körpern 2D-Abbildungen.
Ich werde in den
nächsten Monaten zu diesem interessanten Punkt hier
sicher noch etwas mehr schreiben.
Wie klein kann eine Papierkirche werden?
Große Kirchen gibt es viele. Aber kleine Kirchen - quasi die
Mitnehmkirchen - wie sieht es mit denen aus? Der Bau einer Kirche, die in einen
Ehering passt, wie sie im nebenstehenden Bild zu sehen ist, ist möglich.
Dazu muss im Kirchengenerator die Magnifikationsstufe für den LaTeX-Output
einfach auf die kleinste Stufe, den Wert 2.0 (seit einer neueren Version
existiert die Magnifikationsstufe 1,7; eine gebaute(!) Doppelturmkirche in Magstep 1,8
existiert!), gesetzt werden, schon entsteht das
Schnittmuster für eine Minikirche. Die Kirche im Ehering hat eine
Abmessung von 13 x 11 x 24 mm (L x B x H), wobei die Grundfläche des
Kirchenschiffs 13 x 10 mm groß ist.
Bei einer so kleinen Kirche empfiehlt es sich, vor dem Ausschneiden die
Falzungen vorzunehmen und die gefalzten Seiten nach außen zu drehen,
auch wenn die Kirche dann nicht mehr ganz so schön aussieht. Da die
Kirche im Original viel kleiner ist als auf dem Photo, fallen die
unsauberen Verklebungen nicht so sehr auf und sind vertretbar.
Minikirchen sind eine absolute Herausforderung!
Zukunft
Es wird noch die eine oder andere Änderung am
Kirchengenerator (und auch auf dieser Seite)
geben. Wenn ich mal wieder richtig Zeit und Energie habe, werde ich die
typische Ruhrgebietskirche ermöglichen, die einen Turm mittig
über der Westfront hat. Auch würde es mir gefallen, noch
Seitenschiffe und Anbauten oder einen kleinen Glockenturm auf
der Vierung aufzubauen, wie es etwa die auf dem nebenstehenden
Photo gezeigte Bochumer Propsteikirche
hat...
Zu guter Letzt
Sie können sich den Kirchengenerator auch
einfach kostenlos herunterladen und in einer angemessenen Größe mit
ihm arbeiten. Sie benötigen eine Java-VM in Version 1.6 und können
damit das Programm aus der JAR-Datei über den Befehl
"java -jar ChcGen.jar" (oder durch anklicken) direkt starten.
Wahrscheinlich kommt der Quellcode, sobald er etwas aufgeräumt ist,
auch hinzu.
Ich freue mich, wenn ich Resonanz von Ihnen bekomme und vielleicht auch das
eine oder andere Photo von fertig gebastelten Kirchen und/oder Berichte,
wie Sie den Kirchengenerator eingesetzt haben.
Stand September 2011
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e-mail:
Ulrich Franzke <sinus@ulrich-franzke.de>