Tegelberg im Nebel
Es gibt Tage, da kommt man genau in dem Moment auf dem Tegelberg an, in dem es
zuzieht und die aufsteigenden Wolken den Startplatz in eine Waschküche
verwandeln. Der 9. Oktober 2008 war genau so ein Tag.
Wenn ich mich beeilt hätte, wäre ein Start über die
Ostrampe noch möglich gewesen. Aber einen Start über Ost möchte
ich erst nach einigen Minuten konstantem Ostwind machen. Also zog es zu und ich
konnte nicht fliegen.
Zwei weitere Flieger, Klaus und Uwe, lernte ich kennen, auch die beiden warteten
auf bessere Sicht, also warteten wir zusammen, stundenlang. Es war nicht
langweilig, das Warten zu dritt. Unterhalten wurden wir auch durch einen
wahnsinnigen Flieger, der recht unentspannt auf dem Startplatz erschien, seinen
Schirm auslegte und das GPS einschaltete und startete, in den Nebel hinein.
Solchen Kerlen gehört der Flugschein abgenommen.
Nach über zwei Stunden Wartezeit entschlossen wir uns für den
Abstieg. Wir wanderten etwa 200 Höhenmeter runter, bis wir zum ersten Mal
wieder bis zur Talstation sehen konnten. Von hier war ein Starten wegen des
vorherrschenden Rückenwinds allerdings nicht
möglich, wir mussten wieder ein paar wenige Meter höher steigen.
Von dort starteten wir dann in
lexikographischer Reihenfolge der Vornamen, zuerst Klaus, dann ich und Uwe
als letzter.
Da die Bodensicht von diesem Startplatz aus nicht möglich war, mussten wir
uns gegenseitig Starthilfe geben, es stand jeweils einer an der Bergkante und
schaute, ob die Bodensicht noch gegeben war und gab dem anderen ein Zeichen
zum Start.
Vor Klaus Start hatten wir ausgemacht, dass er uns durch Rufen zu verstehen
geben sollte, ob es problemlos sei, besonders ob die starke und sogar am Boden
spürbare Thermik ein übermäßiges Steigen und damit
eine Verringerung der Sicht bewirken würde. Kurz nach seinem Start
hörten wir "...icht gut". Wir hatten den ersten Buchstaben nicht
verstanden und überlegten, ob Klaus "nicht gut" oder "Sicht gut" gemeint
hatte. Dann kam der gleiche Ruf nochmal, und wieder konnten wir den ersten
Buchstaben nicht verstehen. Bei seinem dritten Ruf wussten wir dann, was er
meinte.
Ich startete als zweiter, schon nach wenigen Metern Flug hatte ich brauchbare
Sicht, wie wir es erwartet hatten.
Wir waren also bis genau zur Basis (der Wolkenunterkante) abgestiegen, wir
hatten den bestmöglichen Startplatz gewählt. Es war tatsächlich
so thermisch, wie wir es erwartet hatten; es ging nur ganz mühsam nach
unten. Oder - um es anders zu sagen, es wäre an diesem Tag möglich
gewesen, stundenlang oben zu bleiben. Wir hatten aber alle drei von dem
Nebel genug. Ich kämpfte mich also mühsam nach unten.
Der Flug dauerte seine Zeit, der Flug machte Spaß. An der Hornburg konnte
ich es nicht lassen, noch ein paar Runden zu drehen und die langsam abgebaute
Höhe innerhalb kürzester Zeit wieder aufzubauen. Aber nochmal
zurück in die Wolken wollte ich natürlich auch nicht mehr. Also flog
ich nach ein paar Hornburgrunden doch wieder vom Berg weg an die Orte, wo es
wieder nach unten ging.
Alsbald nach meiner Landung kam auch Uwe angeflogen, wir hatten den Nebelflug
also alle drei gut hinter uns gebracht. Ein schöner Tag war es, auch
wenn es kein richtiger Flugtag war.
Esther und Sarah verbrachten den Tag mit Astrid in Roßhaupten im
Park.