Böig

Als ich am Mittag des 14. Aprils 2009 auf dem Tegelberg ankam, war mir sofort klar, dass ein Start nur über die Ostrampe möglich war. Zwar baute ein anderer Gleitschirmflieger seinen Schirm am Nordplatz auf und viele weitere Flieger warteten hinter ihm, der Wind stand aber eindeutig auf der Ostrampe an.

Manfred sah es genauso und so griffen wir zu den Schneeschaufeln und räumten den oberen Teil der Rampe frei, um das Starten zu erleichtern. Als ich während des Schneeschaufelns ausrutschte und mein Rutschen nur sehr mühsam stoppen konnte, wurde mir schon ein wenig unwohl - das Ende der Rampe und der darunter liegende Erdboden werden immerhin durch über vier Meter Luft getrennt.

Mein Start war problemlos, auch wenn mich die Kappe des Schirmes, wie auf dem nebenstehenden Photo zu sehen ist, ein wenig überschoss. Ich hatte den starken Wind überschätzt und den Schirm beim Laufen zu wenig angebremst.
Kurz nach meinem Start war mir klar, dass es nur ein sehr kurzer Flug werden würde, es war mir aber auch genauso klar, dass ich keinen langen Flug haben wollte. Mit Sinkwerten von teilweise über fünf Metern ging es durch die turbulente und böige Luft nach unten.
Der Schirm raschelte ab und zu, flog aber brav seinen Kurs. Überall am Berg ging es nur nach unten, obwohl kreisende Bergdohlen vor meinem Start an mehreren Stellen gezeigt hatten, dass es auch Orte des Auftriebs gab.
Die Orte des Auftriebs waren aber, wie ich feststellen musste, sehr zerrissen und vor allem sehr klein. Zu klein, um mit einem großen Gleitschirm eindrehen zu können, was ich ein paar mal versuchte. Der Eintritt in einen Thermikschlauch kann trotz des zu erwartenden Aufsteigens recht unangenehm sein, vor allem, wenn es sich um enge Schläuche handelt: während sich die eine Seite des Schirmes noch im Abwind befindet, wird die andere Seite schon nach oben gerissen.
Während es die ganze Zeit am Berg fast nur nach unten ging, zog es mich über dem flachen Land nur noch nach oben. Ich musste mir die Orte des möglichen Absteigens regelrecht suchen.
Nach einer extrem kurzen Flugzeit von nur elf Minuten landete ich auf der Landewiese, wobei ich es wieder schaffte, den ersten Bodenkontakt mittig im noch immer sichtbaren Landekreis zu haben. Der Landekreis ist im nebenstehenden Bild gut zu sehen.

Im nebenstehenden Bild ist auch der hängende Windsack zu sehen. Ich landete bei nur geringem Wind.

Nach meiner Landung dauerte es keine fünf Minuten, bis erste Regentropfen fielen und der Wind extrem auffrischte.
Auf dem Weg zurück zum Auto lagen die an der Talstation aufgestellten Fahnen teilweise waagerecht in der Luft. Eine Landung mit solchen Winden wäre wesentlich schwieriger gewesen.

Es war kein leichter Flug, aber einer, den ich jederzeit wiederholen würde. Es war nicht unbedingt ein schöner Flug, aber ein sehr spannender und interessanter Flug. Ich hatte in keinem Moment der elf Flugminuten ein unsicheres oder schlechtes Gefühl!
Zurück im Kurpark, der an unsere Ferienwohnung angrenzt (im nebenstehenden Haus ist unten rechts das Souterrainfenster unserer Ferienwohnung zu sehen), genoss ich mit Manfred das Landebier.

Da passt man mal eine halbe Minute nicht auf seine Kinder auf und schon beklettern diese die örtliche "Kleinkunst".