Peter und die Spornrad-FK9

Kennengelernt hatte ich Peter schon vor vielen Wochen, als ich eines Tages am Flugplatz EDLB Borkenberge ankam, um in der dortigen Flugschule meine Flugfähigkeiten etwas aufzufrischen. Er kam, ich war noch nicht aus dem Auto ausgestiegen, auf mich zu und sprach mich an: „Du bist der Diakon Ulrich. Das habe ich sofort an deinem Kreuz auf der Jacke und an den Aufklebern auf deinem Auto erkannt. Und du hast jetzt eine Uli Rebell, wie ich gehört habe. Ich bin der Peter.“ Ja, die Rebellen-Szene ist gesprächig und funktioniert.

Für den 9. September 2020 hatten Peter und ich uns zum Fliegen mit der FK9 verabredet. Die FK9 ist ein Flugzeug, das Flug-Ähnlichkeiten zu meiner Uli Rebell aufweist und dabei aber noch ein Zweisitzer ist. Das Teil fliegt (auf Wunsch) sehr langsam und ist ein Spornrad-Flieger - und das Starten und Landen mit Spornrad soll ja soviel anders sein. Insgesamt ist die FK9 also bestens geeignet, meine eingeschlafenen Flugfähigkeiten zu wecken und Neues zu erlernen.

Vor unserem Flug musste die Scheibe noch von Staub und totgeflogenen Fliegen gereinigt werden.

Das Wetter war an diesem Tag flug-, aber sicher nicht badeseetauglich. Dichte Wolken versagten der Sonne ihren Auftritt. Ich hatte viele Mühen, aus den während des Fluges aufgenommenen Bildern brauchbare auszusuchen und so aufzuarbeiten, dass man dann doch etwas sehen kann. In der Luft war es stellenweise wie Milchsuppe. Zwischendurch fing es auch zu nieseln an.

Im Bild der Hullener Stausee, den man vom Flugplatz EDLB aus in direktem Südflug nach vielleicht sechs bis sieben Kilometern erreicht.

Mit Peter hatte ich inzwischen schon mehrere Flüge. Er ist ein sehr guter Fluglehrer, der an seinem Schüler viel beobachtet und seine Beobachtungen gut umsetzt.

Obwohl das Wetter nicht besonders phototauglich war, zum Fliegen war die ruhige Luft gut und die Sicht entsprach dem Vorgeschriebenen. Wir hatten uns aber auch nicht für einen Photoflug, sondern für weitere Schulungsflüge getroffen. Nach anfänglicher Skepsis war Peter mit meinem Photographieren aber dennoch einverstanden, da ich die Bilder „blind“ mache, also den Photoapparat einfach in Richtung des Abzulichtenden halte und abdrücke - so wie ich es eben schon immer gemacht habe.

Das „Blindphotograpieren“ bei diesigem Wetter und durch Kunststoffscheiben erfordert dann eben im Nachgang viel Sortier- und Beabeitungszeit. Auf dem nebenstehenden Photo ist der Nebel im oberen Bildbereich noch gut zu sehen.

Im Bild die Teiche in der Heubachniederung und Silberseen (II und III?) nahe dem Flugplatz. Wir sind bei dem Wetter nicht besonders weit weg geflogen.

Wir hatten für jeden unserer Flüge ein besonderes Thema. Dieses Mal sollte es das Kurvenfliegen und hier besonders der schnelle Wechsel von einer Kurvenlage in eine andere sein. So flogen wir auch über der A43 unsere Kurven.

Mit dem Kurvenfliegen ist es wie mit dem Kuppeln, Gasgeben und Bremsen beim Autofahren: Es ist automatisiert und funktioniert, sobald man aber anfängt darüber nachzudenken, wird es schwierig. Dennoch der Erklärversuch: Nach dem Überprüfen, ob die Abbiegerichtung frei ist, werden Quer- und Seitenruder gleichzeitig betätigt. Dadurch geht das Flugzeug in eine Schräg- und Kurvenlage mit Tiefpunkt zu der Seite, in die geflogen werden möchte. Nachdem das Flugzeug in der gewünschten Kurvenlage ist, werden Quer- und Seitenruder wieder in Neutralstellung gebracht. Das Flugzeug ist nun in einer stabilen Fluglage und hält den Kurvenflug bei. Zum Ausleiten der Kurvelage wird dann mit dem Querruder die Schräglage wieder aufgehoben und gleichzeitig mit dem Seitenruder durch Gegensteuern der Kurs wieder hergestellt. Und dann kann der Wechsel in die andere Kurvenlage eingeleitet werden. Ist die Kurvenlage richtig, liegt die Libelle, das wasserwaageähnliche Anzeigeinstrument in gerader Position.

Auf einem anderen Flug hatten wir das Langsamfliegen auf der Liste. Meine Uli Rebell fliegt ja maximal 125 km/h und ein Fliegen mit 55 km/h ist möglich. Die Reisegeschwindigkeit der Uli Rebell liegt so bei 85 bis 90 km/h. Für mich ist das eine großartige Geschwindigkeit, die ich von vielen Flügen der alten C22 noch sehr gut kenne. Langsamfliegen, vor allem mit einem sehr leichten Flugzeug, das Thermiken und Winden ganz anders ausgesetzt ist als ein großes, möchte aber gelernt und geübt sein.

Und so hatten wir das Langsamfliegen an einem Tag als Übung. Man spürt die Geschwindigkeit am Steuerknüppel, je langsamer man fliegt, um so weniger Widerstand ist zu spüren. Sogar der beginnende Strömungsabriss, der bei zu langsamen Fliegen entstehen kann, ist sehr gut zu spüren.

Schnellfliegen ist einfach, das Langsamfliegen möchte aber geübt sein.

Die Instrumentierung der FK9 ist ausreichend gering, das Cockpit ist angenehm übersichtlich. Bei einem anderen Flug kurz vor dem Start meinte Peter aber, beim Flug davor gesehen zu haben, dass ich zu oft mit den Augen an den Instrumenten gehangen habe. Und dann packte er ein Handtuch und vier Wäscheklammern aus und hängte alle Instrumente ab. Mit einem Handtuch über den Instrumenten musste ich starten, über eine Stunde fliegen und landen. Und das ging absolut problemlos!

Nach der Landung dieses Fluges ohne Instrumente meinte Peter zu mir, dass es keine einzige kritische Situation gegeben hätte. Und ich hatte ein total gutes Gefühl, war stolz auf meine Fähigkeit des Fliegens ohne Instrumente und hatte den schönsten Flug des Jahres hinter mich gebracht.

Und tatsächlich, ich schaute während dieses Fluges viel weniger auf die Instrumente und verließ mich viel mehr auf mein Gefühl.

Peter sieht auf dem nebenstehenden Photo recht entspannt aus. Natürlich würde ich das nun gerne auf meine Flugkünste schieben wollen, allein er ist sowieso ein ruhiger und ausgeglichener Fluglehrer, der mit seiner Art viel Stress aus der Schulungssituation herausnimmt.

Fliegen mit Peter macht Freude und ist sehr wertvoll! Wie mir ein anderer Uli-Rebell-Flieger schon sagte, von Peter kann man noch sehr viel lernen.

Auch an diesem Tag war es, trotz des nebligen Wetters, wieder ein schöner Flug. Nicht lange waren wir dieses Mal in der Luft, etwas über eine halbe Stunde nur. Unsere anderen Flüge hatten sonst immer über eine Stunde gedauert. Für heute hatten wir aber das Übeziel ereicht.

Über neun Stunden bin ich dieses Jahr nun schon wieder geflogen, davon fast die Hälfte mit Peter. Und langam fühle ich mich fit für meine Uli Rebell.

Den Anflug auf die Piste des Flugplatzes EDLB machten wir leicht versetzt, wir hatten bisher alle Starts und Landungen auf Gras gemacht. Peter meinte, ich hätte auf dem Flugplatz Wesel ja auch nur eine Grasbahn und wollte mich mit Asphalt nicht zu sehr verwöhnen.

Die FK9 in der Spornradversion ist ein tolles und sehr schönes Flugzeug. Sie fliegt brav und zuverlässig. Und sie kann sehr angenehm langsam Fliegen. Zwar bin ich mit der FK9 auch schon mal über 140 km/h gefogen, das langsame Fliegen macht aber doch viel mehr Spaß.

Hätte sie nun auch noch keine Scheiben, dann könnte die FK9 mein Flugzeug sein. Aber, ich habe ja meine Uli Rebell.