Kirchhellen
Schaut man bei
Wikipedia unter
dem Begriff
Kirchhellen nach, bekommt man auf einer Seite ohne Bilder
(Stand August 2009) die gewünschten Informationen: Kirchhellen ist ein
Stadtteil von Bottrop, einer kleinen Stadt im Nordwesten des Ruhrgebiets und hat
knapp über 20.000 Einwohner.
Am Nachmittag des 5. August 2009 wollte ich vom Flugplatz Schwarze
Heide startend den Ort überfliegen, um das Internet mit weiteren Bildern
des
Kirchhügels (Helle - abschüssiges Gelände) zu
bereichern. Die ganze Familie war mitgekommen und nutzte meine Flugzeit
für eine Wanderung durch die nahegelegenen Wälder.
Das Wetter war hervorragend, ein leichter Wind blies aus
östlicher Richtung und stand fast genau auf der Startbahn.
Dies ist der erste Bericht eines Motorfluges mit meinem neuen Schirm Mistral 5
von Swing,
einige motorlose Berichte sind ja schon da, aber wie fliegt sich der neue Schirm
mit Motor? Anders, ganz anders als der alte Nova. Nicht besser, eben anders,
auf jeden Fall aber gewöhnungsbedürftig.
Das Startverhalten: Der Swing lässt sich ganz leicht aufziehen,
allerdings habe ich das Gefühl, dass der Nova leichter in die Luft kam.
Beim Nova musste ich viel mehr rennen, fing er dann an zu tragen, dann konnte
ich mich darauf verlassen. Der Swing scheint bei weniger Renneinsatz schon
zu tragen, das trügt jedoch - bei einer kleinen Belastung des Schirmes
wird man schnell vom Gegenteil überzeugt. Im Frühjahr kostete
mich die vorzeitige Schirmbelastung (und ein umlaufender Wind)
einen Käfig und einen Propeller,
beides wurde komplett zerbröselt...
Das Flugverhalten: Im Flug ist der Mistral 5 wesentlich sensibler als der Nova.
Kleinste Bewegungen an den Steuerleinen setzt er schnell um und reagiert auch
wesentlich empfindlicher auf Änderungen in der Motordrehzahl: Während
ich beim Nova jede Gasänderung durch Gewichtsverlagerung noch korrigieren
konnte, brauche ich beim Swing tatsächlich öfter die linke
Steuerleine zum Gegensteuern.
Auch habe ich nun Verständnis für die Kombitragegurte, ohne die der
Schirm nicht zum Motorfliegen benutzt werden darf: Beim
Bergfliegen ist der untere Einhängepunkt komfortabel und angenehm, beim
Motorfliegen oben eingehängt sind die Steuerleinen schon so kurz, dass
ich fürchterlich lange Arme machen muss, um den Schirm beim Fliegen nicht
zu bremsen. Zur Lösung des Problemes werde ich die Steuerleinen um
einige Zentimeter verlängern.
Nach kurzer Flugzeit war ich über der schon so oft photographierten
Fabrikationsstätte für Strahlgut an der Gahlener Straße,
die ich intern unter dem Begriff "Zementfabrik" führe.
Ab der Zementfabrik habe ich den Bereich der Platzrunde
des Flugplatzes EDLD verlassen, ab hier
konnte ich den Kurs von Ostnordost auf Südsüdost wechseln und den Ort
Kirchhellen ansteuern, ohne mit startenden oder landenden Flugzeugen rechnen
zu müssen. Natürlich flog ich in dem nahen Bereich des Flugplatzes
weiter mit eingeschaltetem Flugfunk.
Der leichte Wind aus östlicher Richtung sorgte dafür, dass ich
für den wenige Kilometer langen Flug nach Kirchhellen 20 Minuten
brauchte.
Fast jeder Ort hat etwas prägendes, was mir im Kopf bleibt und was ich
mit dem Ort assoziiere; bei Kirchhellen sind es die vielen roten Straßen
vor allem der Neubaugebiete.
Wenn man auf dem vorgegebenen Kurs einmal quer über den Ort fliegt,
erreicht man kurz nach der Hälfte des Ortes das
Jugend-Kloster der
Redemptoristen an der Hauptstraße. Die Redemptoristen sind eine
Ordensgemeinschaft der Congregatio Sanctissimi Redemptoris (CSSR,
Kongregation des Heiligsten Erlösers), die 1732 vom Anwalt und
späteren Priester Alfonso Maria de Liguori in Italien gegründet wurde.
Sie haben auch in Bochum ein Kloster.
Vom Kloster flog ich in nördlicher Richtung weiter, um kurz vor dem
Ortsende die kath. Kirche St. Johannes der Täufer photographieren zu
können. Es ist eher selten, dass eine große Kirche am Ortsrand
steht, links der gerade noch im Bild sichtbaren Straße ist der Ort
zu Ende.
Zurück flog ich die Schulze-Delitzsch-Straße, die mit dem unten im
Bild sichtbaren Kreisverkehr beginnt und auf der Hauptstraße endet.
Auch auf diesem Bild sind wieder rote Straßen zu sehen.
Das Jugend-Kloster der Redemptoristen photographierte ich noch einmal von
der anderen Seite, wie es auch auf dem zweiten Photo einer
Internet-Seite des Klosters zu sehen ist.
Der Schirm flog sehr brav und nach dem ich mich an seine wesentlich
höhere Sensibilität gewöhnt hatte, die mir bei den
verschiedenen Bergflügen ohne Motor nie aufgefallen war, flog er sich
auch sehr angenehm. Die langen Arme ermüdeten schnell und ich merkte
immer wieder, dass sie am absinken waren. Hier ist die Verlängerung der
Steuerleinen also dringend nötig. Wie schon beim Bergfliegen kann ich
dem Schirm nun auch für das Motorfliegen das Attribut gutartig
erteilen.
Ein ganzes Stück flog ich die Autobahn A31 entlang in Richtung Nordsee.
Im Bild die Ausfahrt Dorsten-West.
Nach fast sechs Kilometern entlang der Autobahn erreichte ich den im Bild
sichtbaren Wesel-Dattel-Kanal.
Die fast sieben Kilometer zurück zum Flugplatz flog ich mit leichtem
Rückenwind in wenigen Minuten. Nach einer Flugzeit von 49 Minuten konnte
ich sanft und gut landen. Es war ein wunderbarer Flug!
Kurz nach meiner Landung kam der Rest der Familie aus dem Gebüsch
gekrabbelt und
die Kinder rannten direkt auf mich zu; mit
sichtbaren Zeichen von Brennnesseln an den Beinen waren die drei nach einer
langen Wanderung an einer
undichten Stelle unter dem Flugplatzzaun hindurchgekrochen, nachdem sie meine
Landung gesehen hatten.
Seit dem Jahr 2000 schreibe ich zu vielen meiner Flüge die
Flugberichte, inzwischen sind es über 200 (genau 201, davon 199
Flugberichte!) bebilderte Berichte, die zusammengekommen
sind. Dazu kommen ca. 80.000 Photos, im Schnitt erzeugt ein Flug über 300
Bilder. Dieser Flug war, was die Anzahl der Photos betrifft, mit etwas
über 250 also eher arm...
Mir macht es selber viel Spaß, in den alten Berichten immer
wieder zu stöbern, einige der Flüge kann ich nach vielen Jahren quasi
nochmal nachfliegen. Und mir machen auch die Zuschriften und
Anfragen Freude, die ich
immer wieder zu Flugberichten bekomme und (manchmal sehr stark verzögert)
beantworte.