77 / 200
Siebenundsiebzig -
Zweihundert,
welch eine sonderbare Benennung für einen Flugbericht;
aber das war es, was mir nach meiner Landung am Abend des
Freitags, des 14. August 2009, spontan einfiel. Nach einer Flugzeit von 77
Minuten landete ich wieder und es ist der 200. Flugbericht, den ich
im Internet auf meiner Site schreibe (einen weiteren Bericht / Artikel hatte
ich im Jahr 2004 im
Magazin Luftsport unter dem Namen
"Der Reiz des
Motorschirmfliegens" geschrieben).
Am 14. August traf ich mich mit Tim, um einen Rundflug über das
beginnende Sauerland zu machen. Das erste photographierenswerte Objekt war
die im nebenstehenden Bild sichtbare Burg Altena. Wunderbar lag die alte
Festung in der warmen Abendsonne.
Ich hatte vor, an diesem Tag zur Autobahn A45 zu fliegen. Das ist vom Flugplatz
Hegenscheid, von dem aus wir starteten, nicht besonders weit, nach 8,5
Kilometern kann man schon da sein. Es ist aber nicht die beliebteste Strecke,
weil ausgedehnte Waldstücke zwischen dem Flugplatz und der Autobahn liegen.
Waldstücke, die eine mögliche Notlandung sehr behindern.
Im Bild ist der kleine Ort Großendrescheid zu sehen,
der sich schon im letzten Drittel
des Weges zur Autobahn befindet. Im vorletzten Bild dieses Berichtes, einem
Satellitenbild von
Google
Earth, ist dieser Ort mit der Positionsmarke 2 eingetragen. Oben rechts im
Bild ist der leichte Nebel zu sehen, es war ein diesiger Tag, mit zunehmender
Tageszeit wurde die Luft aber klarer.
Natürlich reizte es mich sehr, zum Radarturm Großendrescheid
zu fliegen und auch diesen noch zu photographieren.
Die Photos in diesem Bericht habe ich wieder, wie auch schon im letzten
Bericht, mit meiner alten Olympus Kamera gemacht. Zwar ist die Auflösung
um einiges geringer, aber die Bilder werden insgesamt schärfer und die
Olympus liegt besser in der Hand. Sie erlaubt dadurch ein leichteres
Photographieren. Und
man darf nicht vergessen, dass ich alle Luftbilder blind und linkshändig
mache, weil ich die rechte für den Gasgriff und zum Steuern brauche.
Und so richtige Freunde sind die Panasonic und ich nie geworden, obwohl sie
doch in diversen Tests so gut abgeschnitten hatte.
Bei Gevelndorf Oberrahmende passierte ich die Autobahn A45, die auch unter
dem Namen Sauerlandlinie bekannt ist. Fast kann man das
Ortsschild von Lüdenscheid auf diesem Photo schon lesen. Ein Flug vom
Flugplatz EDKD in Richtung A45 geht über Berg und Tal, obwohl ich bei dem
nebenstehenden Photo über 100 Fuß weniger Höhe (über NN)
als bei den beiden vorangegangenen Photos hatte, war ich wesentlich weiter vom
Erdboden entfernt. Natürlich hielt ich während des ganzen Fluges
die Mindestflughöhen ein.
Die genaue Position dieses Photos ist auf dem unten folgenden GPS-Bild
mit der Ziffer 4 markiert.
Über Lüdenscheid Gevelndorf photographierte ich die Häuserzeile
Brockhauser Weg (links) Ecke Kettenberg (unten). Und als ich am Abend zu Hause
eine erste Selektion der Photos machte, war dieses Bild schon ganz oben in der
Auswahlliste.
Eine "echte
Zementfabrik" entdeckte ich einige Momente später.
Lüdenscheid hat einige Verarbeitungsstätten für Aluminium und
der gedankliche Schritt von Aluminium zu Zement ist ja auch nicht besonders
groß. Im Bild das Werk der STB, der Sauerländer Transportbeton in
der Freisenbergstraße.
So richtig viel hat sich im Neubaugebiet von Wiblingwerde im letzten Jahr
nicht getan und schon vor fast
einem Jahr stellte ich fest, dass die Arbeiten in diesem nebenstehend
photographierten Neubaugebiet eher stagnieren.
Eine genaue Übersicht über die Fortschritte seit 2004/2005
können über den
Ortsindex unter dem Punkt Wiblingwerde
aufgezeigt werden.
Den Ortskern von Wiblingwerde (Positionsmarke 8 auf dem Satellitenbild)
überflog ich auf meinem weiteren
Weg. Obwohl ich schon bald 50 Minuten in der Luft war, hatte ich noch
große Lust auf mehr!
Von der alten Dorfkirche St. Johannes aus dem 13. Jahrhundert ist in der oberen
Bildmitte nur die Turmspitze zu sehen.
Die Strecke von Wiblingwerde nach Nachrodt ist mit dem Motorschirm
meist recht anstrengend, ich kann mich an keinen Flug erinnern, bei dem
ich auf dieser Strecke nicht viele Höhenmeter verlor. Und so auch bei
diesem Flug: etwas über 500 Fuß (über 150 Höhenmeter)
verlor ich auf meinem Weg bis zum Lennetal. Die Abwinde sind extrem und
über dem Lennetal hatte ich fast nur noch die Höhe des Ortes
Lössel, der auf der anderen Seite des Tals liegt. Ähnlich wie
die Abwinde waren auf der anderen Seite aber auch die Aufwinde und ich kam
mit der benötigten Höhe auf dem gegenüber liegenden Bergkamm an.
Im Bild die kath. Kirche St. Josef an der Hagener Straße.
Nach einer Flugzeit von einer Stunde erreichte ich Ihmert, aber genug hatte ich
immer noch nicht. Spätestens an dieser Stelle hätte ich rechts
abbiegen müssen, um zurück zum Flugplatz zu kommen. Ich wollte aber
noch ein Stück weiter.
Ich war kurzärmelig gestartet, unten am Boden war es sehr warm gewesen.
Oben merkte ich die wesentlich kältere Luft, aber landen wollte ich immer
noch nicht. Ich nahm mir lediglich vor, beim nächsten Flug die
möglichen, abendlichen Temperaturdifferenzen besser im Auge haben zu
wollen.
Zum Abschluss meines Fluges wollte ich noch eine kleine Runde über
dem Ort Evingsen drehen.
Immer wieder fliege ich gerne über das Haus mit dem Davidstern,
erinnert es mich doch so angenehm an meine vielen Israelaufenthalte und
die Zeit, als ich an der Bar Ilan Universität gearbeitet habe.
Der Flug war schön, die Landung perfekt, beim Starten musste ich wieder
viel rennen. Nach meiner Landung war Lutz von der Geschwindigkeit des Schirmes
begeistert, allerdings fand er meine Landegeschwindigkeit viel zu hoch und
traute seinen Augen nicht, als ich stehend landete. Nach einer
Besichtigung der Tragegurte erklärte Lutz mir
später, dass ich die ganze Zeit
mit vollem Beschleuniger geflogen sei. Da hat Swing den eigenen Kombitragegurt
am Telephon falsch beschrieben. ("...so genau weiß ich das jetzt auch
nicht, es ist ja inzwischen das dritte Modell. Das mußt Du eben
ausprobieren." Und ausprobiert hatte ich es eben nicht.)
Die einzelnen Stationen meines Fluges sind nebenstehend durchnummeriert, wobei
der Ort mit der Markierung 0 den Start- und Landepunkt darstellt.
77 / 200 - ich hätte auch andere Überschriften für diesen
Flugbericht finden können, auch Betitelungen mit
Zahlen. Etwa 46,75 / 2,6 oder 420 /5...
Der Flug in Zahlen:
420 Bilder, 5 Liter Benzinverbrauch, 77 Flugminuten, eine gemessene Flugstrecke
von 46,75 Kilometern, 2,6 Meter/Sekunde maximales Sinken und 3,2 Meter/Sekunde
maximales Steigen und drei Eimer voll Spaß!
Esther fragte nach, ob ich sie mal mit dem Schirm mitnehmen würde...