Verhänger


Der Abend des 6. Septembers 2006 war fliegbar, wie viele Gleitschirmflieger in der Luft zeigten. Über Ost startete auch ich. Zwar zeigte der Kontrollblick schon den Verhänger einer A- mit einer B-Leine meines Schirmes, in Anbetracht des schwierigen Geländes und der hohen Unfallgefahr in Verbindung mit einem Abbruch und vor allem weil die Startbahn zuende war und nur noch Luft unter mir war entschied ich mich dazu, den Flug anzutreten. Zu diesem Zeitpunkt war ich festen Glaubens, der Knoten würde sich von selber lösen.

Der Punkt auf dem Schirm zeigt die Schirmmitte, der Verhänger war knapp einen Meter rechts der Mitte; eine echt ungünstige Position.

Der Knoten löste sich nicht. Der Schirm flog sofort nach dem Start nach rechts, ich musste mein Gewicht auf die linke Hinternseite verlagern und hing fast horizontal im Gurtzeug. Wie auf dem Bild ersichtlich, musste ich zusätzlich die linke Steuerleine sehr weit runter ziehen, um überhaupt gerade fliegen zu können. Eine Linkskurve war absolut undenkbar. Versuche, an der entsprechenden A- oder B-Leine zu ziehen quittierte der Schirm sofort mit einem Einrollen der Frontseite (Frontklapper), Versuche des Linksfluges durch weiteren Zug an der Steuerleine wurden mit linksseitigem Strömungsabriss und Trudeln beantwortet. Andere Versuche zeigten ähnliche Ergebnisse, nur den durch Ziehen beider Steuerleinen provozierten temporären Full-Stall leitete ich nicht ein, so kritisch empfand ich die Situation nicht.

Da der Flugzustand aber als stabil klassifiziert werden konnte, verharrte ich in meiner unbequemen Haltung und trat einen schnellen Flug in Richtung Landewiese an. Jetzt hatte ich Zeit für Photos...

Von meiner großen Tochter, die nach der Landung zu mir gerannt kam, durfte ich mir dann erstmal anhöhren, wo die Landewiese ist und dass doch alle dort landen und ich es deshalb genauso zu machen hätte...

Nach meiner Landung, als der Zug nicht mehr auf den Leinen lastete, löste sich der Knoten von selber.

Nach einem solchen Flug ist es das Beste, gleich nochmal zu starten, was ich dann auch tat.

Während ich bei meinem Verhängerflug kurze Zeit zuvor durch mehrere Thermikschläuche fliegen musste, die meinen Flug unangenehm verlängerten und die deformierte Schirmkappe weiter malträtierten, fand ich bei dem zweiten Flug des Tages keine einzige Stelle mehr, an der es auch nur ansatzweise nach oben ging.

Also war der zweite Flug ein reiner Abgleitflug mit einer Länge von ungefähr 15 Minuten.

Kurz vor der Landung der Blick über die Hornburg auf die Skipiste und den Rohrkopf. Es war eine gute Entscheidung, nach dem ersten Flug die letzte Bahnfahrt des Tages genutzt und einen weiteren Flug gemacht zu haben.

Meine zweite Landung wurde von Esther zufrieden kommentiert: "Jetzt landet er auf der Landewiese, da gehört er auch hin."

Nach meiner Landung saßen wir noch einige Zeit auf der Landewiese und genossen den Abend und das Landebier. Sarah half mir beim Einpacken des Schirmes und nutzte diesen danach als Kindersitz.

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Ulrich Franzke <sinus@ulrich-franzke.de>