Übler Start am Tegelberg

Wie Manfred es vorgeschlagen hatte, fuhren wir am Nachmittag des 3. Aprils 2010 direkt nach unserem Buchenbergflug zum Tegelberg. Ein paar Gleitschirme waren in der Luft und gaben Manfred recht, es schien startbar zu sein, trotz des vorherrschenden Föhnwetters.

Oben standen einige Flieger am Startplatz, aber keiner hatte seinen Schirm ausgelegt. Der Wind kam aus wechselnden Richtungen, vorwiegend aus Süd, war aber tendenziell umlaufend und es ergaben sich immer wieder startbare Momente.

Nachdem keiner der wartenden Flieger sich zum Starten vorbereitete und auf meine Frage, ob ich auslegen dürfte keiner etwas dagegensprechendes äußerte, legte ich meinen Schirm aus und machte mich fertig. Ich wartete, bis der Wind eine Zeit lang mit einer leichten Linkstendenz von vorne kam, dann rannte ich los.

Manfred meinte später, dass der Wind genau in dem Moment meines Startes seine Richtung drehte.
Der Wind drehte genau in dem Moment, als der Schirm über mir in der Luft war, seine Richtung um 180 Grad und kam von hinten, der Schirm überholte mich. Jetzt hätte ich einen Startabbruch machen können und hatte es eigentlich vor, da drehte der Wind wieder, kam nun von rechts vorne und riss mich in die Luft. Bevor ich reagieren konnte, sah ich auch schon den armdicken Ast der Latschenkiefer, der auf Kniehöhe mit rasender Geschwindigkeit auf mich zukam.

Zum Handeln war es zu spät, ich konnte nicht mal mehr die Beine einziehen. Aber den Aufprall kurz unterhalb der Knie gegen den Latschenast merkte ich umso drastischer. Und ich merkte, wie die linken Leinen des Schirmes sich in höherem Latschengezweig verfingen. So schnell, wie die Leinen von den Ästen festgehalten wurden, so schnell lösten sie sich wieder mit einem Ruck.
Ein Blick auf die Leinen und ein weiterer Blick auf die stark schwankende Kappe des Schirmes verrieten mir, dass da nichts gerissen war. Für einen Startabbruch war es nun aber auch zu spät, ich war mitten in der Luft.

Es war wie erwartet ruppig und ich flog mit schmerzeden Beinen erstmal weg vom Berg. Über der Rohrkopfhütte konnte ich verlorene Höhe wieder aufbauen und mich von meinem Start ausruhen und anfangen, den Flug zu genießen.
Als ich über der Hornburg kreiste und Manfred noch immer nicht gestartet war, beschloss ich trotz des tendenziellen Ostwindes, zum Schloss Neuschwanstein zu fliegen, das wunderbar im kahlen Wald lag. Ich ging davon aus, dass ich irgendwo neben dem Schloss auf einer Wiese landen würde und den schweren Schirm zum Auto tragen müsste. Die noch immer schmerzenden Beine würden das schon mitmachen. Aber ein paar Photos vom Schloss würden mich für solche Mühen mehrfach entschädigen.
Da ich ja nun eh laufen und tragen würde, wurde ich immer mutiger und flog weiter in westliche Richtung, was bei dem starken Ostwind auch recht schnell ging. Ich machte meine Photos und freute mich!
Dann drehte ich bei, machte noch ein paar letzte Photos vom Schloss, und schaute mich um, welche Wiese wohl am geeignetsten sein würde.
Nicht all zu hoch war ich über dem Sägewerk am Eingang zur Pöllatschlucht und es ging nur sehr langsam Richtung Landeplatz weiter. Aber ich hatte nicht mit möglicher Thermik über dem Flachland gerechnet. Zwar kam ich nur sehr langsam weiter, ich verlor dabei aber auch überhaupt nicht an Höhe.
Im Gegenteil, das Piepsen des Variometers verriet es auch, ich hatte auf meinem ganzen Rückflug von den Schlössern leichtes Steigen, so dass ich mit viel Höhe über der Talstation ankam und mir viel Zeit mit der Landung lassen konnte.

Anderthalb Stunden nach meinem Start kamen noch zwei Drachenflieger raus, aber kein Gleitschirm mehr. Auch Manfred hatte sich darüber geärgert, dass einige Flieger den Startplatz besetzt und die wenigen startbaren Momente verpasst hatten. Im Gegensatz zu mir hatte er aber erst viel später gefragt, ob er vorgelassen werden könnte. Und dann kam der Wind nur noch von hinten...
Das nebenstehende Photo ist auf unserer Wanderung auf den Buchenberg und hier im Moment des Abstieges entstanden. Es erfüllt den Vater mit Stolz, dass die Kinder inzwischen so einen Berg hoch und wieder runter wandern können. Und auch wenn es auf diesem Bild nicht so aussieht, sie haben den ganzen Weg auf eigenen Beinen zurückgelegt.