100 Flugberichte mit der Uli Rebell


Am 15. August 2023 startete ich zu einem Flug mit der kleinen gelben Uli Rebell vom Flugplatz EDLB Borkenberge, als Ziel hatte ich mir die vier Brückenneubauten der L600 zwischen Merfeld und Maria Venn auserkoren. Ich wollte die Brücken einzeln umkreisen und dann später auf dem GPS die Koordinaten der umkreisten Orte auslesen und in eine Karte einzeichnen.

Mein Kurs ging nach dem Start also in west-nordwestliche Richtung. Nach einer Viertelstunde kam ich westlich am Quarzwerk Merfeld an, flog zur ersten Brücke nahe Maria Venn und drehte über ihr einen engen Kreis. Dann flog ich Richtung Osten zur nächsten Brücke.


Nördlich von Mehrfeld gibt es zwei weitere Bückenbaustellen, an einer dieser Baustellen entstehen gerade zwei neue Brücken. Auch hier flog ich die wahrscheinlich schönsten Kreise, die ich jemals mit einem Flugzeug geflogen bin.

Die schön versteckte St.-Antonius-Kirche in Merfeld musste ich natürlich auch noch photographieren, dann drehte ich bei in südliche Richtung, denn als nächstes stand Ahsen auf dem Programm.


Ich habe nachgezählt, dies ist mein einhundertster (in Worten: 100) Flugbericht mit der Uli Rebell. Das ist für mich etwas Besonderes. Auf meiner Internetseite habe ich nun insgesamt 335 Flugberichte, in denen 3810 Photos zu sehen sind. Im Schnitt schreibe ich etwa nach zwei Flügen einen Flugbericht. Und im Schnitt mache ich während eines Fluges 250 Bilder (die ersten Jahre komme ich auf einen Schnitt von 200 Bildern pro Flug, in den letzten Jahren waren es meist über 300 Bilder pro Flug). Da ist ordentlich was zusammen gekommen.

Auf dem direkten Weg von Merfeld nach Ahsen muss man über die Lippe fliegen.


Peter wollte ein Photo eines Hauses im Ahsener Osten, hier ist es. lieber Peter!

100 Flugberichte mit der Uli Rebell, Zeit über das Flugzeug mal etwas nachzudenken: Es ist etwas ganz Großartiges, was der Flugzeugbauer Roman Weller da gebaut hat! Einen sehr schönen Film über Roman und seine Fertigkeiten und sein Können gibt es übrigens in der Reihe SWR Handwerkskunst: Wie man ein Flugzeug baut.

Die Uli Rebell ist ein 120kg Leichtflugzeug, das mit dem normalen UL-Schein geflogen werden kann. Lässt man sich den Schein auf 120kg (LL-Schein) umtragen (erweitern) und fliegt dann nur noch 120kg Flugzeuge, dann ist man sehr vieler Auflagen entbunden, derer man beim Fliegen der größeren Flugzeuge noch nachkommen muss.

Nach meiner Erfahrung fliegt sich ein kleines 120kg Flugzeug anspruchsvollerer als ein großes, schwereres und dadurch ordentlich trägeres Flugzeug. Und auch die Uli Rebell will aktiv geflogen werden. Das Pendelleitwerk kann zwar getrimmt werden, dennoch habe ich den Steuerknüppel bisher nur höchstens für kurze Sekunden losgelassen. Andere und geübtere Piloten haben mir von viel längeren Loslasszeiten berichtet - aber soweit bin ich noch lange nicht.

Ein 120kg Flugzeug, das ich am liebsten zwischen 80 und 85 km/h fliege, ist natürlich dem Wind ganz anders ausgesetzt, als ein schweres und viel schnelleres Flugzeug. So habe ich auf meinem ersten Flug tatsächlich auch ein unangenehmes Trudelerlebnis gehabt, das daher kam, dass ich das Flugzeug falsch eingeschätzt hatte, langsam, mit etwa 65 km/h, in eine Kurve einflog und eine Windböe von vorne mich um 20 Stundenkilometer abbremste; und dann ging das Flugzeug, sich um den rechten Flügel drehend, nach unten. Mit einem schweren Flugzeug wäre das nicht geschehen.

Mit den 30 PS des sehr zuverlässigen Briggs & Stratton Vanguard Zweizylinder-Viertaktmotors mit 630ccm ist das Flugzeug ausreichend motorisiert und bringt die zugelassene maximale Startmasse von 250 kg gut in die Luft. Dabei kann ich zu den Benzinverbräuchen die beeindruckenden Zahlen sagen: Im Schnitt im Sommer 5,5 und im Winter 4,5 Liter pro Stunde bei meinen präferierten 85 km/h! Fliegen kann die Uli Rebell auf Dauer problemlos auch mit bis zu 110 km/h, dabei erhöht sich der Benzinverbrauch aber auf sieben Liter und ist für mich durch diesen „extremen“ Verbrauch uninteressant. Außerdem kann man bei langsameren Geschwindigkeiten das Fliegen viel mehr genießen und viel besser photographieren.



Weiter ging mein Flug über die Schleuse Ahsen am Wesel-Datteln-Kanal.

Aber noch ein paar Gedanken zur Uli Rebell: Mit 8,6 Metern Spannweite und einer Länge von knapp über fünf Metern passt die Uli Rebell in manche Lücke des vollgestellten Hangars noch sehr gut rein.

Meinem Hobby der Flugphotographie frönend war es für mich wichtig, ein offenes Flugzeug fliegen zu können - in meiner alten C22-Haltergemeinschaft hatten die anderen Jungs immer Bauchgrummeln, wenn ich auch im Winter auf abmontierten Scheiben bestand.

Die Uli Rebell ist ein sehr schönes Flugzeug, was angelehnt an die ab 1913 gebaute Morane-Parasol erscheint. Das kleine 120kg Luftsportgerät stiehlt so manchem großen Flugzeug die Bewunderer.

Positives kann ich über das Flugzeug sehr viel schreiben, neben dem geringen Verbrauch etwa auch, wie gutmütig es sich fliegt. Aber gibt es auch Negatives? Nein, es gibt höchstens Gewöhnungsbedürftiges: Das Flugzeug ist eben sehr leicht und langsam. Und in einem leichten und langsamen Flugzeug ist man dem Wind ganz anders ausgesetzt. Bei schräg anstehendem Seitenwind kommt das kleine Flugzeug schon mal in eine Lage, in der die Libelle nicht mehr mittig steht. Dieses Problem löst man am besten mit einem Aufkleber, den man einfach über die Libelle klebt, denn auch in etwas schrägeren Lagen fliegt das kleine Flugzeug sicher, brav und zuverlässig. Die Libelle braucht man in dem Flugzeug übrigens gar nicht, denn durch die offene Bauweise spürt man die Lage im Raum sehr deutlich am umströmenden Wind.

Mir ist es mit den vielen Anzeige-Instrumenten etwas überfrachtet: Geschwindigkeitsmesser, Drehzahlmesser und Libelle könnten eigentlich raus, wichtig sind nur der Höhenmesser und der Kompass, die dann als einzige Instrumente übrig bleiben würden! Aber all die Instrumente sind eingebaut, manche vorgeschrieben und damit unverzichtbar (und manchem Piloten reichen diese vielen Instrumente auch noch nicht).


Den Wesel-Datteln-Kanal flog ich in östlicher Richtung weiter, ein paar Minuten wollte ich noch oben bleiben.

Reparaturen am kleinen Flugzeug können selber gemacht werden. An dieser Stelle muss ich einen ganz großen Dank aussprechen an Peter Illner, der mir bei den Reparaturen immer geholfen hat und von dem ich bisher schon ganz viel lernen konnte. Und das nicht nur zu den Reparaturen, Peter ist auch einer der besten 120kg-Flugzeug-Flieger, der immer wieder wertvolle Hinweise gibt.

Natürlich sind in den drei Jahren, die ich meine Uli Rebell nun habe, auch schon ein paar Reparaturen nötig gewesen; allein zweimal musste ein Beinchen gewechselt werden. Einmal war ich wegen eines Wetterwechsels zur Landung gezwungen, die Landung bei heftigstem Seitenwind war zu hart und das Beinchen gebrochen (nicht abgebrochen, es hatte einfach nur Risse; vielleicht wäre ein Anderer damit noch geflogen). Dabei verbog es auch ein Rahmenrohr, das von Peter wieder gerichtet wurde.

Einmal rollte ich nach der Landung über einen Landereiter (ohne Pferd, die Bodenmarkierungen werden auch Reiter genannt!) und riss mir auf anderthalb Meter die Bodenbespannung auf; Peter konnte mir helfen und hatte das Problem schnell gelöst und den Boden neu bespannt und lackiert.

Irgendwann war der Tank undicht und es tropfte, wenn man ihn mit mehr als zweidrittel betankte. Das war nicht gefährlich, roch aber im Hangar etwas. Roman Weller schickte mir sofort einen neuen und Peter half beim Einbau.

Das Wechseln der Räder schaffe ich inzwischen in einer halben Stunde, wobei das Spornrad bisher schon dreimal gewechselt wurde, die dicken Räder aber nur je einmal. Ich lande mit dem kleinen Flugzeug übrigens am liebsten auf Gras, das schont das Radprofil ungemein.

Letztens löste sich eine Verlötung am Zündschloss und der Drehzahlmesser fiel aus - ich flog weiter, da ich das Problem erahnte und dieses Instrument sowieso nicht brauche.


Wunderbar lag die Schleuse Datteln und der Übergang vom Wesel-Datteln-Kanal in den Dortmund-Ems-Kanal vor mir in der Abendsonne.

Verglichen mit der alten C22 ist die Uli Rebell äußerst reparatur- und wartungsarm. Den Ölwechsel will sie alle 50 Flugstunden. Und alle drei bis vier Flüge entferne ich die Cowling, um nachzusehen, ob am Motor noch alles in Ordnung ist, ich mache also eine einfache Sichtkontrolle.

Es gibt tatsächlich noch einen weiteren Grund, die Cowling immer wieder abzumachen und nach dem Geschehen im Motorraum zu schauen; das sind die lieben Fliegerkollegen: In fast jedem Hangar wohnen Vögel und wenn dann da ein Flugzeug mit warmen Motor reinkommt, verleitet das manchen Sperling zum Nestbau im wohlig Warmen. Also lieber nochmal vor dem Start nachsehen als vielleicht sogar einen ungewollt blinden Passagier in Bedrängnis zu bringen.


Die „Alte Fahrt“ führt südöstlich von Olpe über die Lippe.

Oft höre ich das Wort Feierabendflieger. Da sucht jemand ein Flugzeug, um nach Feierabend eine ausgedehntere Platzrunde zu fliegen. Die Uli Rebell ist viel mehr als ein Feierabendflieger! Auch mit einem Flugzeug, das deutlich unter 100 km/h fliegt, kann man ausgedehntere Touren machen und auf anderen Flugplätzen landen. Und der eine oder andere Flugbericht über etwas längere Flüge ist in meinen 100 Uli-Rebell-Flugberichten auch zu finden.

Ralph Lellé, ein anderer Uli Rebell Flieger, der mir auch schon viele wertvolle Tipps gegeben und sehr gut geholfen hat, wollte es wissen und blieb in der Luft, bis der Tank leer war. Er brachte es auf eine Flugzeit von über fünf Stunden, dann ging in der Luft der Motor aus (und er landete sicher auf dem Rollfeld, von dem er sich natürlich nicht weit entfernt hatte). Ralph hat es mit seiner Uli Rebell auf 1300 Flugstunden gebracht und machte dann den Test: Das Flugzeug wurde komplett demontiert und die Bespannug entfernt - nicht der kleinste Haarriss oder sonstiger Schaden war zu finden. Die Uli Rebell ist also alles andere als ein Feierabendflugzeug, das es in vielen Jahren auf eine Flugzeit von unter hundert Stunden bringt und mehr „besprochen“ als geflogen wird.


Das Sperrtor im Dortmund-Ems-Kanal nördlich von Datteln fasziniert mich immer wieder. Sperrtore können bei Kanalbrüchen abgelassen werden und verhindern das Leerlaufen des kompletten Kanals.

Mir macht das Fliegen mit der Uli Rebell viel Freude. Ja, man muss aufmerksam sein und bedacht fliegen; es ist ein kaum vorstellbarer Unterschied zwischen einem großen UL-Flugzeug, wie etwa der C42 und einer Uli Rebell, die vielleicht etwas näher an die C22 mit dickem Profil kommt. Die Aussage, die man zur C42 machen kann, dass das Teil quasi von selber fliegt, kann man zur Uli Rebell nicht machen.

Und natürlich sind es auch die baulichen Unterschiede, die Uli Rebell ist ein Spornradflugzeug. Allein das Starten und Landen ist mit einem Spornradflugzeug anders, aus meiner Sicht sogar viel anspruchsvoller. Und in der Luft ist die Uli Rebell ein sehr leichtes und langsames Flugzeug. Ein 30 PS Motor ist absolut ausreichend, wenn man aber bisher nur mit 100 PS und mehr geflogen ist, dann ist da ein erheblicher Unterschied, nicht nur bei den Steigwerten.


Vinnum ist ein Ortsteil von Olfen und lag an diesem Abend wunderbar in der Sonne.

Die Uli Rebell ist ein einfaches Flugzeug und es ist ein besonderes Fluggefühl mit ihr - es ist mit der Uli Rebell wie in den Anfangszeiten der Fliegerei: Ursprünglich! Ursprünglich, unkompliziert und einfach nur schön. Die Uli Rebell ist liebevoll und detailreich gebaut und verzichtet auf außerordentlichen Firlefanz; und das macht sie zu einem ganz besonderen Flugzeug.

Von der Gleitschirm- über die Motorschirmfliegerei kommend hatte ich mich in geschlossenen und hochgezüchteten Flugzeugen nie wohl gefühlt. Meine Ambition war es nie, abends nochmal an die Nordsee zu fliegen oder andere größere Strecken zu bewältigen. Mein Hobby war und ist das Fliegen und das Photographieren und Filmen aus dem Flugzeug. Und mit der Uli Rebell habe ich dafür das beste Flugzeug zur Verfügung, das ich mir vorstellen kann. Die Uli Rebell ist ein wunderbares Fluggerät.


Hinter Vinnum liegt ein kleines Industriegebiet, das ich auch noch ablichten musste.

An dieser Stelle möchte ich nun meinen Dank aussprechen: Zuerst an Roman Weller, der ein wunderbares Flugzeug gebaut hat, der benötigte Ersatzteile immer in kürzester Zeit schickt und bei dem man bei jedem Gespräch merkt, wie er „mitfliegt“. Und der sich, obwohl er sehr viel Arbeit und auch viele Uli Rebell Bestellungen hat, immer Zeit für ein längeres Telephongespräch nimmt. Roman ist übrigens mindestens so sympathisch und angenehm, wie er in dem SWR-Handwerkskunstfilm rüber kommt, ein großartiger und liebenswerter Kerl. Vielen Dank an Dich, lieber Roman!

Nochmal geht mein Dank an Peter Illner, der meine beste Flugunterstützung, ein großartiger Fluglehrer und ein kenntnisreicher Helfer zu allen Problemen an der Uli Rebell ist. Und weiterhin ist er mir inzwischen ein guter und sehr wertvoller Freund und Begleiter geworden! Ohne Peter hätte ich schon öfter Momente gehabt, an denen ich sehr verzweifelt gewesen wäre. Peter hat für meine Probleme und für mich immer Zeit. Und einen guten und bissigen Humor hat er auch. Peter ist ein ganz großartiger Mensch! Vielen Dank lieber Peter!

Es ist wichtig, liebe Menschen um sich zu haben. Mein Dank geht also auch an all diese. Da ich ganz sicher einige nicht aufführen würde, die aber genannt werden müssten, lasse ich es einfach.

100 Flugberichte mit der Uli Rebell, 355 Berichte und viele hundert Flüge insgesamt waren übrigens nur möglich durch die Unterstützung (und Korrekturhilfe) meiner lieben Ehefrau Astrid, die mich und meine Fliegerei nun seit dem ersten Flug begleitet. Und meine liebe Astrid war es, die mich vor drei Jahren zum schnellen Kauf der Uli Rebell drängte; sonst würde nun ganz sicher ein Anderer den einhundertsten Flugbericht geschrieben haben. Und meiner Familie und meinen Kindern sei gedankt, dass sie mir immer wieder den Freiraum und die Zeit für mein Flughobby gönnten und gönnen. Esther und Sarah, zwei meiner drei Kinder, fliegen inzwischen selber. Und Johannes wird auch irgendwann damit anfangen, was kann er auch anderes machen, es steckt ja auch ihm im Blut...

So, jetzt genug der sentimentalen Dankerei, denn sonst fragt mich meine Frau Astrid heute Abend nach ihrem Korrekturlesen, ob ich irgendwelche Drogen genommen habe...


Gestartet war ich an diesem Tag, um die genauen Positionen und Koordinaten der fünf Brücken der L600 zwischen Merfeld und Maria Venn festzuhalten. Dabei bin ich die schönsten Kreise um im Bau befindliche Brücken geflogen. Nach meiner Landung nach einer Stunde und zwei Minuten holte ich das GPS-Gerät aus der Tasche, um mir diese wunderschönen Kreise anzuschauen - Pech, ich hatte vergessen, das Gerät einzuschalten...

Im nächsten Flugbericht, dem 101.ten, gibt es dann auch wieder eine GPS-Aufzeichnung und vielleicht sogar schon die Fortsetzung des L600-Brückenberichtes.

Im nebenstehenden Photo ist übrigens die Stadt Dülmen und die Heilig-Kreuz-Kirche (vorne links) und die St.-Viktor-Kirche (hinten rechts) zu sehen.


Und ist dies nun tatsächlich ein Flugbericht über die Uli Rebell ohne ein Photo der Uli Rebell? Nein, ich stelle zum Abschluss ein Photo aus dem Flugbericht Johannestag in diesen Bericht: Es ist quasi ein „gebrauchtes Photo“, aber es zeigt drei wunderschöne Uli Rebell nebeneinander:




Die Baunummern dreizehn, drei und fünf (v.l.n.r.) der Uli Rebell.