SchachtZeichen

In der Woche vom 22. bis zum 30. Mai 2010 findet im Ruhrgebiet im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 die Aktion SchachtZeichen statt, dabei werden 311 heliumgefüllte Ballone an Orten ehemaliger oder noch aktiver Schachtanlagen an der Leine in die Luft aufsteigen.

Grund genug für mich, auf gutes Flugwetter zu hoffen. Am Pfingstsonntag, dem 24. Mai konnte ich am Nachmittag mit dem Motorschirm vom Flugplatz EDLD Dinslaken Schwarze Heide zu einem Flug über das Ruhrgebiet starten.

Schon bald entdeckte ich den ersten Ballon, hier im Bild an der Schachtanlage Hugo 2/5/8 in Gladbeck Brauck.
Die Wettervorhersage hatte einen bewölkten Tag mit Wind aus Nordwest mit der Stärke 2-3 prognostiziert, also genau der Wind, den man für den Flug von Dinslaken nach Altena braucht. Es war aber ein sonniger Tag und schon bald merkte ich, das es eher windstill war; der Wind blies mit höchstens einem Beaufort, dafür war es aber recht thermisch und mein Fluggerät schwankte ordentlich durch die Luft.

Auch auf dem nebenstehenden Bild der Schachtanlage Pluto 2/3/7 in Herne an der Wilhelmstraße ist ein Ballon (im rechten oberen Bildquadranten) zu sehen.
Auf der Ruhrgebietsfläche von 4000 km2 sollten ursprünglich 400 Ballone an die Geschichte des Ruhrgebietes erinnern und auf den Strukturwandel dieser Region aufmerksam machen und Stätten ehemaliger und (vielleicht) längst vergessener Schachtanlagen anzeigen.

Dabei existiert ein Katalog von Forderungen an einen Schacht, wenn er zu einem "Ballonschacht" erkoren werden möchte: Unter anderem sollte der Schacht 1910 oder danach in Betrieb gewesen sein, es darf sich nicht um eine Kleinzeche zur Versorgung der Umgebung oder um einen solitären Wetterschacht gehandelt haben.

Im nebenstehenden Bild ist die Schachtanlage Pluto 1/4 an der Wakefieldstraße in Herne zu sehen.
Obwohl die leuchtend gelben Ballone einen Durchmesser von 3,70 Metern haben, ein Fahnenbanner von 18 x 0,7 Metern besitzen und in bis zu 80 Metern Höhe fliegen können, sind sie aus der Luft von oben nicht immer sofort zu sehen, vor allem, wenn sie sich hinter bestehenden Industriegebäuden verstecken.

Hat man sie dann aber gefunden, ist das Fahnenbanner ein hervorragender Windrichtungsanzeiger.

Mein Flug ging über Herne weiter in Richtung Bochum. Im nebenstehenden Bild ist Shamrock 3/4/11 an der Bielefelder Straße in der Nähe des Wanne-Eickeler Hauptbahnhofes zu sehen.
In Bochum überflog ich auf der Höhe der St. Franziskus Kirche die Herner Straße. Von hier konnte ich mein Tage zuvor auserkorenes und präferiertes Photo-Objekt, den Tippelsberg und die Zeche Constantin schon sehen.
Beim Überfliegen des Tippelsberges dachte ich schon, der Hügel wäre voll von Menschen. Wie voll der Tippelsberg allerdings wirklich sein kann, erfuhren wir am Abend des Pfingstmontags (24. Mai), als Astrid und ich mit Fahrrädern erfolglos versuchten, uns dem Berg zu nähern.

SchachtZeichen ist offensichtlich eine gelungene und von den Menschen des Ruhrgebietes sehr positiv angenommene Aktion.
Die zwei Ballone der Doppelschachtanlage Constantin 6 und 7 weisen auf die im Jahre 1903 in Betrieb genommene und bis 1966 betriebene Anlage in Bochum Grumme hin; die zwei Schächte wurden 1973 endgültig verfüllt und 1980 komplett abgeräumt.



Nachtrag vom 27. Mai 2010: Das Photo mit den zwei Ballonen und mir wurde am Pfingstsonntag von Josef Otte aus Bochum Grumme gemacht und mir heute zur Verfügung gestellt. Vielen Dank an Josef!


Natürlich machte ich von Constantin 6/7 mehrere Photos und konnte mich am Ende nicht entscheiden, welche ich für einen Flugbericht nehmen sollte.

Von Constantin 6/7 führte der Weg weiter Richtung Flugplatz EDKD Altena Hegenscheid. Der Wind war nach wie vor sehr schwach, die Thermik aber trotz der abendlichen Stunde extrem stark: Es beutelte mich manchmal heftig durch die Luft.
Die St. Liborius Kirche der Gemeinde Seliger Nikolaus Groß, die wie die zuvor photographierte und abgebildete St. Franziskus Kirche inzwischen zur Großpfarrei St. Peter und Paul gehört, ist auf dem nebenstehenden Bild zu sehen. Die im Familienkreis KJE organisierten Gemeindemitglieder der o.g. Gemeinde sind maßgeblich für die zwei Ballone von Constantin 6/7 verantwortlich.
Auf dem Weiterflug kam ich auch über unsere Straße, die ich immer wieder gerne photographiere.
Die Kirchengemeinde Seliger Nikolaus Groß wird durch die St. Liborius Kirche und die (im nebenstehenden Bild) links neben dem Bochumer Funkturm zu sehende Heilig Kreuz Kirche an der Castroper Straße repräsentiert.
Auch am Bochumer Opelwerk an der Wittener Straße ist ein gelber Ballon zu sehen, der den Schacht Dannenbaum I anzeigt. Es ist spannend zu erleben, an welchen Stellen im Revier überall Schächte zu finden waren. Kohle und Stahl - dadurch wurde das Ruhrgebiet geprägt und zu dem, was es heute ist: ein liebens- und lebenswerter Ort.
Die zwei Ballone von Constantin 6/7 (Photo vom 25. Mai) sind auch von unten sehr schön anzusehen.