Die Entscheidungsfindung für meinen neuen Photoapparat dauerte lange und
fiel mir
sehr schwer. Aber Fliegen ohne Photoapparat macht keinen Spaß und da
mir meine gute alte Olympus C-5050, die ich jahrelang im Einsatz hatte, vor
einigen Wochen runtergefallen und unbrauchbar geworden war und die vor
zwei Jahren gekaufte Panasonic FZ8 für Luftbilder recht wenig geeignet
ist, musste ich mir einen neuen Apparat kaufen.
Noch keine 24 Stunden die neue Kamera in meinem Besitz habend startete ich am
Nachmittag des 12. August 2010 vom Flugplatz Dinslaken Schwarze Heide zu
einem Photoflug. Der Wind kam wie angekündigt aus nordwestlicher Richtung,
er hatte aber eine Geschwindigkeit über den prognostizierten zwei Beaufort
und so war der Start recht einfach. Auch die Wolken am Himmel verrieten es,
es würde bald regnen und wahrscheinlich stürmisch werden;
angekündigt war Sonnenschein ohne Wolken.
Der Schirm schaukelte beachtlich in der windigen Luft, das nebenstehende Photo
verrät, wie diesig die Sicht war. Aber zum Zeitpunkt dieses Photos gab
es vereinzelt noch sonnige Stellen.
Fast könnte man meinen, den zwei
Golfern beim Gespräch während des Suchens zuhören zu
können:
"Ja, ist der Ball nun im Tümpel oder haben wir Glück und er ist im
Gras davor hängen geblieben?"
Natürlich hatte ich die Mindestflughöhe von 500 Fuß über
kaum bevölkerten Golfplätzen eingehalten und sogar um einiges
überschritten, der neue Photoapparat
macht aber auch bei fünffachem Zoom noch brauchbare Bilder. Ich hatte
auf Blendenautomatik mit einer hundertfünfundzwanzigstel Sekunde gestellt
und trotz starken Schaukelns des Schirmes nicht verwackelt.
Aber welchen Photoapparat habe ich nun eigentlich gekauft und welche
Apparate standen zur Auswahl?
Die Erfahrung lehrte mich, dass ich für Luftbilder einen Apparat mit einem
möglichst großen Sensorchip brauche. Meine alte Olympus hatte
einen Chip mit einer Fläche von 0,38cm2 und mit ihren 5
Megapixeln damit eine Pixeldichte von 13MP/cm2. Die Panasonic
brachte es mit einem Chip von 0,24cm2 auf eine Pixeldichte von
29MP/cm2, also etwas über das Doppelte der Olympus,
was die oft verrauschten Bilder der FZ8 beim Photographieren von oben nach
unten ins Dunkele erklärt.
Da eine Spiegelreflexkamera wegen ihrer Größe nicht wirklich in Frage
kam, war also schnell klar: Entweder brauche ich eine sehr gute Kompakt-
oder eine Systemkamera.
Und damit kamen also nur noch die Panasonic G1 und die Canon G11 in Frage.
Auch das nebenstehende Photo ist unter Einhaltung der Mindestflughöhe
mit fünffachem Zoom und gleichen Werten wie das obige Golferbild
entstanden.
Zwar ist die Systemkamera G1 von Panasonic mit ihrem 2,43cm
2
großen Sensorchip und den damit resultierenden 5 MP/cm
2
sicher eine sehr gute Wahl, leistet man sich dazu noch das 1,7/20mm
Pencake-Objektiv, dann hat man sicher eine geniale Flugkamera; dennoch fiel
meine Wahl auf die Canon G11. Auch zu dieser Kamera noch kurz die Chipwerte:
Der Sensor hat eine Größe von 0,43cm
2 und damit eine
Pixeldichte von 23MP/cm
2, ein Wert zwischen dem meiner alten Olympus
C-5050 und dem meiner Panasonic FZ8.
Ich entschied mich für die G11, weil ich einen sehr guten und
trotzdem kleinen kompakten Photoapparat brauche, der problemlos mit der linken
Hand bedient und in kritischen Situationen in turbulenter Luft
schnell in der Flugtasche verstaut werden kann - das leistet die G11.
Und das nebenstehende Bild, das auch noch leicht angezoomt aufgenommen wurde,
zeigt die gute Qualität der neuen Canon G11. Im Gegensatz zu den zwei
vorherigen Golferbildern ist auf diesem Bild anhand des Schattenwurfes schon
gut zu sehen, dass die Sonne nun langsam komplett hinter den Wolken
verschwindet.
Das nebenstehende Bild zeigt, wie der Himmel sich verdunkelte. Es zeigt aber
am Rauch und Dampf des Kraftwerks in Voerde am Rhein auch, wie der Wind
inzwischen aufgefrischt hatte. Von stark zunehmendem Wind war ich bei meinem
Start ausgegangen.
Ein bißchen zur Kaufentscheidung für die G11 hat mich sicher
auch die Erfahrung mit meiner FZ8 getrieben: Die Panasonic macht
zwar "am Boden" wirklich hervorragende Bilder und ich kann sie dem normalen
Hobbyphotographen mit bestem Gewissen empfehlen - die mit der FZ8 gemachten
Tierparkbilder sind einfach nur brillant; in der Luft zeigt sie sich aber als
unzureichend. Zum ersten Mal hatte ich mich darüber in meinem
Flugbericht vom
15. August 2008 geäußert. Im Bericht vom
21. September 2008 hatte ich zwar eine erste Annäherung
an die FZ8 verspürt, aber auch festgestellt, dass der Apparat nicht
richtig scharf stellen kann, wenn man nach unten ins Dunklere photographiert.
Seit
August 2009 habe ich dann wieder mit der alten und
lufttauglicheren
Olympus photographiert... All das half bei der Entscheidung für die
Canon.
Der Wind frischte immer mehr auf, es schaukelte mich gewaltig hin und her
und mein Magen äußerte zaghaft seine Unzufriedenheit: Ich war
von der Arbeit ohne Mittagessen direkt zum Flugplatz gefahren und
hatte zum Frühstück nur eine Scheibe Brot gehabt.
Bis zu dem auf dem Photo abgebildeten und Luftlinie etwas über fünf
Kilometer vom Flugplatz entfernten Förderturm der Zeche
Lohberg Hünxe an der Straße Minnekenstege dauerte mein Flug nun
schon 45 Minuten.
Am Förderturm wechselte ich am Photoapparat von der Blendenautomatik auf
die Vollautomatik, die ich auch noch ausprobieren wollte. Inzwischen war die
Sonne ganz hinter den dunkelen Wolken verschwunden und ein Schattenwurf fast
nicht mehr zu erkennen. Bei einem sehr stark schwankenden und wackelnden
Schirm ist jedes Photo eine echte Herausforderung für einen Photoapparat.
Eine weitere lange Zeit flog ich für den einen Kilometer vom
Förderturm der Zeche Lohberg zum Stadtkern von Hünxe, den ich
noch ablichten wollte.
Was mir an der neuen Canon nicht so gefällt ist die hohe Blau- und
Grünlastigkeit, die mir auf einigen Photos auf
Manfreds Flugseiten ab und zu
schon aufgefallen ist. Vielleicht ist das aber auch meine Gewöhnung an
die etwas fahler aufzeichnende Olympus.
Dringend muss ich aber auch im (leider nur auf CD-ROM vorhandenen) Handbuch
nachlesen, wie ich den Apparat dazu bringe, nicht auf den Schuh zu fokusieren
und diesen scharf zu stellen, wenn er zu sehr in das Bild hinein gekommen
aber eigentlich noch immer im Randbereich des Bildes ist; alle meine
bisherigen Photoapparate hatten als Grundeinstellung die Scharfstellung des
Mittenbereiches.
Das Thema Systemkamera ist nicht vom Tisch, ich werde die Entwicklungen
auf diesem Markt gut beobachten und auch die G1 weiter im Auge behalten.
Die Aufnahmequalität einer Kamera mit
einem 2,5cm
2 großen Sensorchip kann mit einer guten Optik
nur noch besser werden. Die G1 schnitt im Test mit dem 14-42er Standardzoom
gleichwertig mit der G11 ab, allerdings hatte ich mich nicht
getraut, den Photodealer zu fragen, ob ich beide Apparate mal probefliegen
dürfe. Und die G1 mit der lichtstarken Pencake-Festbrennweite könnte
wirklich der Renner sein.
Vielleicht möchte ich irgendwann doch noch einen
Zweitapparat...
Der Rückflug zum Flugplatz dauerte nur wenige Minuten, da ich auf
dem Hinweg die ganze Strecke gegen den Wind geflogen war. Inzwischen
hatte der Wind
noch weiter zugenommen. Wie man mir später sagte, traten Böen mit
einer Windstärke von 4-5 Beaufort auf. Zwar war meine Landung gut, als
der Schirm sich aber absenkte, wurde er von einer starken Böe erfasst, warf
mich um und schleifte mich mehrere Meter hinter sich her.
Dennoch war es ein sehr schöner Flug!