Frühjahrsthermik
Am Dienstag, dem 7. April 2009, reservierte ich mir den Nachmittag zum Fliegen
und traf nach 14 Uhr am Tegelberg ein.
Manfred
war gerade gelandet und ich
konnte ihn vor meinem Flug noch sprechen: "Total ruppig in der Luft, da solltest
du nur fliegen, wenn du Steigwerte von drei Metern und Sinkwerte von fünf
Metern pro Sekunde brauchst..." Ich überlegte kurz und entschied mich
dafür, dass ich das brauche.
Oben auf dem Berg angekommen, musste ich lange warten, bis ich endlich
starten konnte. Zwar waren es nur drei Flieger vor mir, aber der Wind kam fast
nur von hinten und so mussten auch die drei vor mir einfach nur warten.
Zwischenzeitlich frischte der Wind dermaßen auf, dass wir einen
ausliegenden Schirm zu dritt retten mussten.
Mein Start war gut, ich brauchte nur wenige Schritte, dann war ich in der Luft.
Der neue Schirm macht Spaß, mein Schirmdealer Franz sagte beim Kauf zu
mir, dass er den Schirm zurück nehmen würde, wenn ich nicht mit ihm
klarkäme. Er würde ihn dann als Vorführer für dieses Jahr
verwenden. Franz, diesen Schirm bekommst du nicht zurück!
Ich bin sogar sicher, dass ich vier oder fünf Flugberichte weiter
anfangen werde, über die gelungene Farbkombination zu schwärmen...
Wenigstens einen der von Manfred angegebenen Werte konnte ich problemlos
überbieten: Vier Meter Steigen und fünf Meter Sinken erreichte ich.
Es ging fast überall nach oben, aber auch kurz nach dem Steigen wieder
nach unten. Einmal sackte mir der Schirm einseitig weg, so dass ich völlig
schief im Gurtzeug saß. Wahrscheinlich war das der Punkt, an dem es mit
fünf Metern pro Sekunde nach unten ging.
Es ist unvorstellbar, dass ein Gewicht von über hundert Kilogramm (nein, so
schwer bin ich nicht, zu meinem Gewicht kommen noch der Schirm, das Gurtzeug
und der Rettungsschirm, die Winterkleidung, mein Flugstein und die Geräte,
alles zusammen um die 30kg) mit vier Metern pro Sekunde nach oben gerissen
wird. Um zu verdeutlichen, was das bedeutet, muss nur die Geschosshöhe
eines durchschnittlichen Einfamilienhauses betrachtet werden; dann entsprechen
vier Meter etwa anderthalb Geschossen. Ich habe es bisher noch nie geschafft,
auch nur eine Geschosshöhe in einer Sekunde zu bewältigen. Und
runter ging es ja noch schneller...
Nach wenigen Minuten hatte ich genug, ich wollte nicht mehr nach oben, sondern
zurück auf den Erdboden. Das Variometer zeigte an, dass meine Höhe
noch immer über der der Bergstation war, obwohl ich schon so weit vom
Berg weggeflogen war.
Links im Bild die Straße von Schwangau nach Buching, die ich auf meinem
Flug überquert hatte.
Lange brauchte es, bis ich mich auf die Höhe der Hornburg runtergearbeitet
hatte. Aber auch auf dieser Höhe war es ruppig und ich fand immer wieder
Möglichkeiten, in die Thermik einzusteigen.
Oben: der Ort Schwangau. Durch das Bild zieht sich von oben links nach
unten rechts die Straße von Füssen nach Buching.
Links die Kirche St. Coloman, die ich bei diesem Flug sehr oft ablichtete.
Selten steht eine Kirche dieser Größe allein auf einer Wiese, im
Umkreis von mehreren hundert Metern ist kein Haus zu finden.
Mein Start war gut, meine Landung nicht. Über der Landewiese ging es an
mehreren Stellen nur nach oben, dazu wehte ein sehr starker Westwind. Wegen
Wind und Thermik schätzte ich die Situation falsch ein und musste wenige
Meter über dem Erdboden nochmal drehen. Von der Richtung gegen den Wind in
die Richtung mit dem Wind musste ich drehen, um nicht in einem Stacheldraht
zu landen.
Mit dem vorherrschenden starken Wind zu landen bedeutet, mit mindestens
60 km/h den Erdboden zu berühren. Ich schluckte die Kröte und machte
es, was blieb mir auch anderes übrig. Ich landete und wurde von meinem
neuen Schirm noch einige Meter über den Boden gezogen. Nach einer halben
Stunde ruppigen Fluges war ich aber auch mit dieser Landung sehr zufrieden.
Apropos Kröte: Nach meiner Rückkehr ging ich mit Astrid und den
Kinder zum nahegelegenen "Kurteich" des Ortes Roßhaupten. Während
ich mein Landeweizenbier genoß, fing Astrid mit der Hand einen Frosch,
der vor seiner Freilassung noch von Sarah gestreichelt werden musste.
Fröschefangen ist bei einstelligen Wassertemperaturen recht einfach, ich
versuchte es später auch noch und brauchte nur einen Versuch, um solch
ein glitschigkaltes Tier in der Hand zu haben.
Liebe Frösche, das warme Wetter kommt jetzt, seit gestern sind ja auch
die letzten Eisschollen von eurem Teich verschwunden. Sobald es etwas
wärmer ist, wird euch niemand mehr fangen können. Und bis dahin:
nicht jeder Mensch isst Froschschenkel...
Am Vormittag wanderten wir zur Burgruine Eisenberg. Die Kinder genossen es,
die alte Burg erkunden zu können. Wie der Hintergrund des Bildes zeigt,
gibt es im Allgäu noch weitere Burgen, die erkundet werden wollen.