Frühjahrstermik am Tegelberg
Am Morgen des 3. April 2012 regnete es und es sah absolut nicht nach einem
fliegbaren Tag aus. Als am späteren Vormittag doch noch die Sonne raus
kam, fuhr ich zum Tegelberg. Oben standen 5 Flieger und warteten auf den
Wechsel der Windrichtung - der Wind kam von hinten.
Ich störte mich an dem Wind aus der falschen Richtung nicht und legte
meinen Schirm aus; kurz bevor ich damit fertig war, wechselte der Wind und kam
wunderbar von vorne. Ich hatte einen sehr guten Start. Dass nach mir lange
niemand mehr rauskam, zeigt, wie zögerlich die anderen Flieger wohl
waren, vielleicht hatte der Wind nach meinem Start aber auch wieder gedreht.
Beim Betrachten von Bildern wie dem nebenstehenden kommen mir die gleichen
Fragen in den Kopf, die ich beim Fliegen, besonders in den Momenten, in denen
es mich durchschüttelt, auch immer wieder habe: Warum mache
ich das eigentlich? Was bringt einen Menschen dazu, sich und sein Leben an so
ein paar dünne Leinen zu hängen? Wie Banane muss man sein, um solch
einer Betätigung nachzugehen?
Aber wahrscheinlich höre ich auf zu fliegen, wenn ich die Antwort habe.
Und Bilder wie das nebenstehende von der Hornburg in der Sonne
bestätigen mich dann wieder: Es ist ein
schöner Sport: Solche Bilder prägen, ja brennen sich ein.
Die Hornburg ist ein dem Tegelberg vorgelagerter kleiner Berg, den Astrid und
ich in unserer kinderlosen Frühzeit mehrmals bestiegen hatten.
Der Flug war sportlich, es hat mich ganz schön gebeutelt, die einsetzende
Frühjahrsthermik war an sehr vielen Stellen drastisch zu spüren.
Ich bereitete mich auf meine Landung vor.
Der Wind auf der Landewiese, der durch einen großen Windsack angezeigt
wird, wechselte spätestens alle 30 Sekunden und so eierte ich durch die
Luft und rang um die Entscheidung, in welche Richtung ich meinen Gegenanflug
nehmen sollte. Aus dem Gegenanflug wird in einer 90 Grad Kurve in den Queranflug
und aus diesem wieder mit einer weiteren 90 Grad Kurve in den Endanflug
gewechselt. Gelandet wird also immer in entgegengesetzter Richtung zum
Gegenanflug.
Hat man sich dann falsch entschieden und landet mit etwas stärkerem
Rückenwind, kann man davon ausgehen, erst mal einige Meter hinter dem
Schirm her gezogen zu werden. Und der Windsack deutete an, da unten war durchaus
ein etwas stärkerer Wind.
Die Landung zeigte es: ich hatte mich richtig entschieden, hatte aber noch auf
meinen letzten Flugmetern den Kurs um weitere 60 bis 70 Grad
gedreht - ich landete
stehend. Der unten stehende Winfried meinte zu mir, er hätte meinen Anflug
und den Windsack gesehen und sich selber überlegt, wie er das gemacht
hätte, insgesamt sei meine Entscheidung aber eine gute gewesen.
Ein schöner Flug war es, aber auch ein sehr anstrengender.
Zurück bei unserer Ferienwohnung wartete die Familie schon, um mit mir
noch eine Runde mit den Rollschuhen zu fahren.