Gipfelkreuzhöhe

Am Morgen des 8. April 2015 vermisste ich meine Brieftasche mit der gesamten Reisekasse; wir suchten überall, fanden sie aber nicht. Irgendwann schickte ich die Kinder in den Dorfladen, in dem ich die Brieftasche das letzte mal am Vortag in der Hand hatte - bald kamen die Kinder zurück - die Brieftasche ist im Corn-Flakes-Regal gefunden worden, die Reisekasse war aber leer.

Astrid forderte mich zu einem Flug auf, in der Seilbahngondel merkte ich, dass ich den Helm und die Handschuhe im Auto vergessen hatte, ich hatte sie bei der Suche der Brieftasche aus dem Flugsack genommen. Vielen Dank an dieser Stelle an die Tegelbergbahn und den freundlichen Gondelführer, der mich einfach wieder nach unten mitnahm, mich die fehlenden Accessoires aus dem Auto holen lies und mich wieder nach oben beförderte, ohne von mir ein weiteres Fahrticket zu verlangen.

Oben auf dem Berg traf ich Manfred, der mich nach den geschilderten Erlebnissen zum ruhigen Luftholen aufforderte.

Nach einiger Zeit legte ich meinen Schirm am Nordstartplatz aus und startete bei anstehendem Wind - problemlos!
Der Himmel war wunderbar blau und die vor mir gestarteten Flieger zeigten mir, dass es wohl an mehreren Stellen nach oben ging. Ich flog in östlicher Richtung und konzentrierte mich darauf, jede Möglichkeit zu nutzen um meine Flughöhe zu steigern. Dabei machte ich ein paar wenige Photos und merkte durch das Piepsen des Variometers, dass ich mit jedem Bild ordentlich an Höhe verlor, ich habe selten einen Flug gemacht, bei dem ich mit so wenigen Photos nach Hause kam.

Aber mein Eifer wurde belohnt, ich war schon beim Erreichen der Schutzhütte kurz vor dem Rohrkopf wieder auf Startplatzhöhe. Und es ging höher und höher...
Es geschieht selten, dass ich andere Gleitschirme unter mir photographieren kann, an diesem Tag konnte ich es. Während ich weiter stieg, kamen immer mehr andere Flieger. Ich drehte meine enge Rechtskurve über der Rohrkopfhütte und kam immer höher, ich flog, bis ich etwa auf der Höhe des Gipfelkreuzes des Tegelbergs war, dann wurde mir der Luftraum unter und bald neben mir zu voll, ich drehte mit inzwischen kalten Fingern bei und flog Richtung Landeplatz - ich war aber auch schon satt, bis hier war es schon ein genialer Flug gewesen.
Über der Hornburg wollte ich es nochmal versuchen und wieder etwas höher kommen, ich schaffte es aber nicht mehr; und ein Blick zurück zeigte mir, auch die anderen hatten keine Höhe mehr.
Über den Parkplatz der Tegelbergtalstation flog ich noch und war überrascht, das trotz des herrlichen Wetters nur so wenige Autos dort parkten.

Übrigens hatte ich auch bei diesem Flug wieder alle Photos mit Martins Pancake-Objektiv gemacht, das Teil hat eine geniale Schärfe und macht einfach nur Spaß, zusammen mit den 16 MPixeln der Panasonic G5 lassen sich schon wunderbare Photos machen.
Herrlich lag die inzwischen trockene Landewiese vor mir.
Ein guter Flug endet nun mal mit einer guten Landung, ich bereitete mich auf meine Landung vor und genoß die letzten Impressionen.

Wenige Meter über der Landewiese ging es aber noch mal nach oben, ich war zu nah über der Wiese, um eine Kurve zu drehen, ich konnte also nur noch geradeaus weiter fliegen.

An diesem Tag habe ich sicher zwei Pokale gewonnen, den Pokal für die tageshöchste Flughöhe und den Wanderpokal, den Pokal für die längste Wanderstrecke zurück zum offiziellen Landeplatz.
Ich landete und es ging mir gut - aller Ärger der letzten Stunden war vergessen.

Jetzt habe ich das 1:1,7er Objektiv und die G5 während der letzten drei Flugberichte über allen Klee gelobt, jetzt sei aber auch mal negativ angemerkt, dass die vielen kleinen Schalter der G5 während eines Fluges nur so danach schreien, gedrückt zu werden. Und mein dicker Handschuh tat das auch immer wieder. Das nebenstehende Photo habe ich nur etwas nachbearbeitet, um das Problem besser aufzeigen zu können: Wärend (zum Glück) der letzten Flugminuten hat der dicke Handschuh ganz unbemerkt den Weißabgleich auf Kunstlicht geschaltet, wodurch alle Bilder einen gehörigen Blaustich erhielten.
Am Tag zuvor waren wir mit Freunden am Lechfall gewesen, wo das nebenstehende Familienphoto gemacht wurde.