Eine Temperatur von -3°C zeigte das Auto-Thermometer am 22. Dezember 2021 an, als ich am frühen Nachmittag auf dem Fluggelände EDLB Borkenberge eintraf. Auf dem Weg zum Flugplatz war mir der liegende Rauch der Industrieschlote (als Plural von Schlot geht wohl beides: Schlote und Schlöte) und der Dampf der Kühltürme der verschiedenen Kohlekraftwerke aufgefallen, da musste doch mehr los sein in der Luft, als es angesagt war. Im Bild ganz oben kann man es gut sehen, das Windrad ist in die Richtung ausgerichtet, in die ich fliege, der Dampf des Kühlturms kommt mir entgegen.
Die Videoaufnahmen zeigten mir am Abend, dass das Flugzeug an manchen Stellen doch ordentlich durchgebeutelt wurde.
Ein schöner Flug begann, vielleicht der letzte im Jahr 2021, weil der Flugplatz von Heiligabend bis Neujahr wie jedes Jahr geschlossen ist.
Oben in der Luft war es noch kälter als am Boden. Drei dicke Jacken und zwei Hosen halfen aber, es eine Zeit lang gut aushalten zu können. Kalt wurden zuerst die Füße, trotz der drei Paar Socken.
Ein Thermometer sollte ich mir im Flugzeug mal installieren, um die Temperatur zu wissen. Je höher ich kam, um so kälter wurde es. Und: wenn es dann zu kalt ist, könnte ganz einfach ein gehäkelter Thermometerwärmer zuträglich sein; zu Hause habe ich, um es wärmer zu haben, auch einfach nur das Thermometer auf die Heizung gestellt...
Das Land unter mir sah wunderschön aus: Am Abend zuvor und die Nacht durch bis in den Morgen hatte es dicken Nebel gegeben und so konnte sich dicker Raureif an den Bäumen und auf den Wiesen bilden. Von oben sah das Land wie mit Puderzucker bestreut aus.
Zwei Tage vorher war ich an der St.-Johannes-Nepomuk-Kapelle bei Hiddingsel gewesen, da sah das Land noch ganz anders aus.
In der Luft beim Fliegen kommen mir immer wieder die verschiedensten Gedanken,
zwei Tage vorher hatte ich an dieser Stelle über die Bischöfe
nachgedacht, die, wie es scheint, ihrer Hirtenpflicht nicht nachkommen.
An diesem Tag musste ich über die Zerstrittenheit und die Spaltung in
unserer Gesellschaft nachdenken, die vom Bundeskanzler Scholz nicht gesehen werden. Ich hatte wenige Stunden zuvor ein Gespräch gehabt, in dem mir über familiäre Situationen schmerzlich
berichtet wurde. Es gehen also Zerstrittenheit und Spaltung schon in manche
Familien hinein! Ist es nicht Realitätsverweigerung, solche
Phänomene nicht zu sehen oder nicht sehen zu wollen? Vor einer Spaltung
der Gesellschaft hatte ich im Januar 2020 in meinem geistlichen Vorwort
der Wattenscheider Pfarrnachrichten gewarnt, als ich über den Schizomyzeten, den Spaltpilz, schrieb. Das Gebet auf Seite 4
der oben genannten Pfarrnachrichten ist also aktueller denn je. Das
Gespräch vom Vormittag ging mir die ganze Zeit über nicht aus dem Sinn...
Die St.-Georg-Kirche in Hiddingsel war umgeben von reifbedeckten Bäumen, die Dächer der Häuser
wärmten sich durch die Sonne etwas auf und die Eisschicht verschwand. Oben in der Luft dagegen wurde es (gefühlt) von Minute zu Minute kälter.
Zwar merkte ich die Kälte an den Füßen, an ein Umkehren und Landen wollte ich aber noch lange nicht denken, zu schön sah das weiße Land aus. Ich konnte mich kaum satt sehen...
Im Dülmener Nordosten flog ich noch über meinen „Lieblingsgarten“. Das kleine Segelboot scheint nun winterfest zu sein. Rechtlich ist es geregelt, man darf solche Photos ins Netz stellen. Aber kann es der Haus- und Gartenbesitzer auch gutheißen? Diese Frage stellte sich mir an dieser Stelle in der Luft. Immerhin habe ich diesen Garten nun schon öfter abgelichtet: Im
Mai, im
August und im
Oktober 2021.
Spaltung und Zerstrittenheit vermeidet man unter anderem, wenn man dann ganz einfach mal hinfährt und nachfragt! Dieses nebenstehende Photo wollte ich also nur veröffentlichen, wenn ich eine Erlaubnis dazu bekommen habe. Das Photo ist veröffentlicht! Ein sehr netter Herr erlaubte es nicht nur, er machte auch noch eine Gartenführung mit mir und zeigte mir die vielen Details, die man aus der Luft gar nicht sehen kann. Vielen Dank, lieber Daniel!
Die St.-Jakobus-Kirche in Karthaus, einem Ortsteil von Dülmen, überflog ich als nächstes. Schon öfter habe ich sie photographiert, mit den meisten Photos war ich aber nie zufrieden, weil diese kleine Karthäuser-Kirche zwischen den hohen (und im Sommer dunklen) Bäumen so schlecht zu sehen ist. An diesem Tag verhalf der Raureif zu sehr schönen Bildern.
Über der Autobahn A43 meldete ich über Funk mein Eintreffen in die Platzrunde in fünf Minuten und meinen Landewunsch, der mir mit der Nennung der gerade geöffneten Landepiste 07 quittiert wurde.
Noch einen Blick auf das wunderbar verraureifte Dülmen warf ich, dann musste ich mich auf meine Landung vorbereiten. Erstaunlich viele Flugzeuge waren an diesem Tag in der Luft, allerdings hatten alle anderen Flugzeuge geschlossene (und vielleicht sogar beheizte?) Kabinen. So offen wie ich mit der Uli Rebell fliegt eben nicht jeder.
Nach fast einer Stunde landete ich wieder. Die Kälte war inzwischen auch an den Händen angekommen. Es war dennoch ein wunderbarer Flug!