Zum Gasometer nach Oberhausen


Was für ein Vorhaben es ist, einen Flug mit einer kleinen, gelben Uli Rebell vom Flugplatz Borkenberge zum Gasometer nach Oberhausen zu wagen, wurde mir erst später nach meinem Start am 9. September 2023 bewußt. Dass ich mich zu solch einem Flug mit der Uli Rebell trauen konnte, war mir aber schon vorher klar. Und dass ich diesen Flug früher sogar mit der C22 gemacht hatte, sorgte beim Erinnern für einen Anstieg der Pulsfrequenz.

Ja, ich hatte mir für diesen warmen Spätsommertag solch einen Flug vorgenommen. Über Maria Veen, einem Ortsteil von Reken, musste ich jedoch noch einmal genau überlegen, ob ich diesen Flug auch wirklich machen wollte. Sehr diesig war es in der Luft, es herrschte eine sehr schlechte Sicht, vor allem beim Flug gegen die Sonne. Nach meinem Start war ich, um den direkten Flug in das Sonnenlicht zu vermeiden, erst einmal Richtung Norden geflogen und hatte so, für die kurze Strecke nach Reken, schon über 20 Minuten Flugzeit gebraucht.


Alle Photos dieses Flugberichtes musste ich nachbearbeiten, weil unbearbeitete Originalphotos die nebelige Luft und die schlechte Sicht hervorragend aufzeigen würden. Aus der GPS-Aufzeichnung wird ersichtlich, dass ich versuchte, den Flug in westliche Richtung, also gegen die Sonne, zu vermeiden. Das ist mir übrigens gut gelungen. Nur als ich dann von Ostrich nach Hünxe über dem Kanal fliegen wollte, musste ich den Westkurs fliegen.

Im Bild ist die St.-Laurentius-Kirche in Lembeck zu sehen.


Das Wasserschloss Lembeck sah wunderschön aus der Luft aus, ich musste diesen kleinen Umweg fliegen, um es photographieren zu können.


Die St.-Antonius-Kirche im Dorstener Ortsteil Holsterhausen ist für den ambitionierten Photographen ein Muss! Ich habe sie, wie man in meinen Ortsangaben sehen kann, auch schon öfter abgelichtet. Aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass das nebenstehende Photo nun das fünfte Bild dieser außergewöhnlichen Kirche in meinen Flugberichten ist.


Wie schon erwähnt, flog ich ein paar Kilometer bis zur Schleuse Hünxe in westlicher Richtung, also direkt in die Abendsonne hinein. Das nebenstehende Bild dieser Schleuse zeigt, wie schlecht die Sicht im Flug gegen die Sonne war.

Fliegt man konzentriert und aufmerksam, dann ist es auch kein Problem, einen Flug gegen die Sonne zu machen. Fliegt aber auch der andere, der in einem viel schnelleren Flugzeug hinter mir herkommen könnte, so aufmerksam? Etwas später hatte ich da eine interessante Begegnung...


Die Sicht zur Seite war in Ordnung, zwar nicht gut, aber unkompliziert. Ich war bis zur Schleuse Hünxe geflogen, um nicht in die Platzrunde des Flugplatzes EDLD Dinslaken Schwarze Heide zu kommen und um auf einem Flug von Nord nach Süd ausreichend Abstand zu dem Flugplatz zu haben.


Die GPS-Aufzeichnungen unten auf dieser Seite zeigen es, über Hünxe und der Schleuse Hünxe drehte ich zwei Kreise, zu schön war es, mal wieder in meiner alten Motorschirmfluggegend fliegen zu können - ich genoss es total!


Zwar wehte ein Wind mit um die 20 km/h aus westlicher Richtung, die Luft war dennoch ruhig und ich konnte sehr schön fliegen. Für die ev. Kirche in Hünxe habe ich keinen Namen gefunden.


Ach ja, Zeche Lohberg mit dem Schacht Hünxe, wie oft war ich hier mit dem Motorschirm. Ganz viele und sehr schöne Erinnerungen wurden wieder wach. Schön war die Zeit damals mit dem Motorschirm.


Der Förderturm der Zeche Lohberg Schacht 1 ist eingerüstet.


Das Chemiewerk zwischen der A3 und der Emscher in Oberhausen (Versalis Deutschland) überflog ich als nächstes. Und spätestens hier wurde mir klar, dass so ein Flug zum Gasometer nach Oberhausen eine gewagte Sache ist: Im Falle eines Motorproblemes gibt es ab hier nur noch die Möglichkeit, auf einer Autobahn notzulanden. Mit dem Motorschirm war das nie ein Probem, mit dem hätte man auf jedem Fußballfeld oder jedem Hochhaus landen können. Mit einem Flugzeug sieht das aber ganz anders aus, auch wenn es klein und gelb ist.

Ich hatte oben geschrieben, dass mir die Erinnerung der Flüge mit der C22 über dieser Gegend im Nachhinein den Puls erhöht hätte - die C22 ist ein sehr gutmütiges und braves Flugzeug, das ich sehr gerne geflogen bin. Ich möchte auf keinen Fall etwas Schlechtes über die C22 sagen, dafür bin ich sie zu gerne und zu viel geflogen. Ich hatte mit unserer C22 eben nur dreimal Motorprobleme mit Notlandungen. Zweimal konnte ich bequem zurück zum Platz, einmal dagegen, war es nicht ganz unkritisch.


Es sieht fast so aus, als könne ich mich nicht entscheiden, auf welcher Seite ich nun Photos machen wollte. Über dem Oberhausener Gasometer, das auf dem nebenstehenden Bild unter meinem Flugzeug zu sehen ist, photographiere ich zur anderen Seite. Aber dort standen die zwei Kirchen, die ich auch ablichten wollte.

Das Photo ist auf jeden Fall ein Beweis dafür, wie schön warm es oben in der Luft an diesem 9. September war: Auf den nackten Armen ist keine Gänsehaut zu sehen. Es war eben ein wunderbarer Spätsommertag!


Und das ist das Photo, das dabei entstand: Die St.-Joseph-Kirche in Oberhausen Heide und die ev. Auferstehungskirche, beide an der Vestische-Straße.

Es gab mir später einen Stich durch's Herz, dass die St.-Joseph-Kirche zwischenzeitlich profaniert ist. Haben die Menschen mit Gott nur noch so wenig zu tun? Mir kommt dann Lk 18,8 in den Sinn: „Doch wenn der Menschensohn kommen wird, wird er dann Glauben finden auf Erden?“


Aber natürlich machte ich noch ausgiebig Photos vom Gasometer und vom Oberhausener Centro. Auf diesem Flug sind weit über 500 Photos gemacht worden, ich hatte am Abend wieder die Qual der Wahl.


Insgesamt scheinen die Oberhausener Kirchen nicht so oft geostet zu sein, wie es die Kirchen rund um den Flugplatz EDLB Borkenberge sind. Auch die St.-Antonius-Kirche ist nicht geostet. Sie sah dennoch wunderbar in der Abendsonne aus!

Ist es eine Art von Überlebenswillen, der dafür sorgte, dass sich meine Flughöhe völlig unbewußt von meinen sonst üblichen 500 Metern auf 750 Meter erhöht hatte? Aus dem Handbuch der Uli Rebell geht eine (beste) Gleitzahl E = 8,33 (mit stehendem Triebwerk und einer Geschwindigkeit von 72 km/h) hervor, also eins zu acht. Das ist ordentlich besser als die Gleitzahl eines jeden Klavieres! Im Falle eines Motorausfalles kommt man also mit jedem Höhenmeter acht Meter vorwärts. Sofern kein Wind weht, würde man also mit einer Höhe von 750 Metern über Grund noch ganze 6 Kilometer weit vorwärts kommen.

Ich hatte inzwischen Rückenwind mit etwa 20 km/h, meine beste Gleitgeschwindigkeit über Grund wäre also vorwärts 92 km/h gewesen und ich hätte mit dem Wind noch 7,7 Kilometer fliegen können, nach hinten dagegen nur noch 4,3 Kilometer. Ein Blick auf eine beliebige Karte zeigt, dass ich auf Teilen meiner Flugstrecke kein geeignetes Notlandegelände im Umkreis hatte, ich hätte also wirklich auf einer Autobahn oder in der Emscher landen müssen. Der Deckel des Düsseldorfer Flughafens hätte mir zwar ein noch etwas höheres Fliegen gestattet, aber auch das hätte nicht ausgereicht, um aus bewohntem Gebiet heraus zu kommen und - ich hätte in größerer Höhe keine so schönen Photos machen können... Schön, dass die Uli Rebell so zuverlässig ist und mein Schutzengel immer mit mir mitfliegt!


Über Bottrop flog ich an der St.-Cyriakus-Kirche (links im Bild) und der ev. Herz-Jesu-Kirche (rechts) vorbei. Wunderschön lag Bottrop in der Abendsonne.

Schon weit über eine Stunde war ich nun in der Luft und hatte noch eine Stunde Zeit bis zur Schließung des Flugplatzes Borkenberge, mit dem herrlichen Rückenwind war das eine sehr leichte Übung.


Den Tetraeder in Bottrop hatte ich auf einem Flug vor 19 Jahren schon mal besser erwischt, hätte ich damals auch noch einen besseren Photoapparat gehabt, hätte ich mich kaum getraut, das nebenstehende Bild zu verwenden. Das Rausrechnen des Nebels hat doch auch etwas an der Bildqualität gekratzt.

Rechts oben im Bild ist das Alpincenter Bottrop zu sehen.


Die Häuser an der Phoenixstraße in Gladbeck erinnerten mich an die Häuser an der Margarethenstraße in Recklinghausen. Doch ein kritischer Vergleich zeigt, dass sie nicht baugleich sind.


Weiter ging mein Flug vorbei an der St.-Lamberti-Kirche in Gladbeck und dem Marktplatz. Hier gehen ganz liebe Grüße an die Michels!


Auch das Kraftwerk Scholven habe ich schon ganz oft photographiert, mit dem Motorschirm war dieses Kraftwerk oft und gerne der Wendepunkt eines Fluges. Auch dieses stark bearbeitete Bild zeigt, wie nebelig es in der Luft war.


Im Ruhrgebiet liegt alles ganz nah beisammen. Man verläßt eine Stadt und auf dem Ortsende-Schild steht schon der Name der nächsten Stadt: Nach nur kurzem Flug war ich über Gelsenkirchen und konnte dort die Innenstadt und die Propsteikirche St.-Urbanus photogaphieren.


Das nebenstehende Chemiewerk gehört dagegen noch zu Scholven. Ich machte das Photo nur Sekunden nach dem obigen zur anderen Flugzeugseite heraus.


Sehr interessant sah die St.-Bartholomäus-Kirche in Polsum aus, der alte Turm steht allein und die Kirche ist ein Neubau; aber ein geosteter Neubau!


Zur Pfarrei Heilige Edith Stein gehört die runde St.-Pius-X.-Kirche in Marl.


In Marl hatte ich dann die im Anfang dieses Flugberichtes schon erwähnte Begegnung. Zuerst kam mir ein Motorsegler entgegen, der aber weit genug von mir entfernt war. Lange war ich nicht mit meiner Aufmerksamkeit bei diesem Flugzeug, denn dann sah ich ein kleines Motorflugzeug auf mich zukommen. Und jetzt kommt das Problem: Dieser Flieger flog gerade gegen die Sonne und konnte mich vielleicht schwer sehen. Und er flog direkt auf mich zu. Als ich dann meinen Kurs änderte und ausweichen wollte, hatte er mich offensichtlich entdeckt und flog eine Linkskurve. Ich tat es ihm gleich. Über dem gerade gastierenden Circus Mirage konnte ich den anderen Flieger aber noch photographieren - ein schönes Bild. Und schön, wenn alle in der Luft beim Fliegen aufmerksam sind!


Erfahrungsgemäß ist die Luft nahe des Chemieparks Marl immer unruhig, nicht so an diesem Tag. Wunderbar ruhig war es, als ich daran vorbei flog und ausgiebig photographierte.


Auf mehreren Ruhrgebietskarten habe ich nun nachgeschaut, der Förderturm AV8 von Haltern steht noch im Ruhrgebiet. Die Grenzen zum Ruhrgebiet gehen recht hoch in den Norden und sehr weit in den Westen.

Nach einer Flugzeit von genau 111 Minuten landete ich wieder auf dem Flugplatz EDLB Borkenberge. Es war ein wunderbarer Flug und ich habe seit etwas über 17 Jahren mal wieder ein Photo vom Gasometer ins Netz gestellt.