Abstieg zum Rohrkopf

Es gibt Tage, da kommt man auf dem Tegelberg an und - hat Rückenwind. Zum Starten braucht der Flieger aber Wind von vorne. Und dann gibt es Tage, da steht man anderthalb Stunden am Startplatz und - der Rückenwind scheint sich zu verfestigen.

Der 5. Oktober 2008 war genau so ein Tag. Nach anderthalb Stunden des Wartens auf besseren Wind entschied ich mich für den Abstieg, hoffend dass es vielleicht aus der Skipiste, spätestens aber von der Rohrkopfhütte startbar sein würde.

Die Skipiste erwies sich als nichtstartbar. Auch an der Rohrkopfhütte hatte ich leichten Rückenwind, aber es gab fast windstille Momente. Nach der Abwägung aller Umstände, vor allem des Gefälles des Startplatzes und damit der Möglichkeit des Rennens und Beschleunigens, des Zustands meiner Beine nach dem Abstieg zum Rohrkopf, der Windstärke und meiner gesamten mentalen und körperlichen Verfassung entschied ich mich zum Starten. Also legte ich den Schirm aus.
Schon nach den ersten Schritten spürte ich am fehlenden Widerstand des Schirmes, dass es sehr sportlich werden würde. Mir kam es vor, als hätte ich die halbe Skiabfahrt schon hinter mir, bis der Schirm anfing, ein kleines bisschen zu tragen und nochmal die gleiche Strecke, bis ich abheben konnte.

Ich hatte damit gerechnet, aber auf etwas anderes gehofft...
Für die Anstrengungen des Abstiegs und des langen Rennens wurde ich entlohnt durch einen zwar kurzen, aber schönen Flug.

Ich hatte das Variometer mit vollen Akkus dabei, aber es zeigte fast die ganze Strecke über nur negative Werte an, es ging also fast nur nach unten.
Für wenige Momente kam ich in einen Aufwind, den ich jedoch nach dem Eindrehen kaum wiederfinden konnte. Es zuppelte zwar noch ab und zu an den Leinen, für ein längeres Suchen war ich aber auch schon zu tief.

Ein letztes Photo von der Hornburg, meinem Lieblingshügel des Fluggebietes machte ich, dann bereitete ich mich auf meine Landung vor.
Am Landeplatz warteten Astrid und die Kinder im schützenden Schatten der Hütte. Die Sonne hatte an diesem Tag ihr Bestes gegeben und dafür gesorgt, dass es ein warmer und sommerlicher Herbsttag geworden war.
Nach meiner Landung setzte sich Esther mit Flugtasche und Helm in das Gurtzeug und "flog" auch noch eine kleine Runde...