Die Sonne schien den ganzen Tag an diesem 4. Mai 2022 und ich wollte fliegen. Zuvor war aber ein Ölwechsel nötig. Also kam ich zwei Stunden früher zum Platz, um alles in Ruhe machen zu können - bei so einem Ölwechsel findet man doch auch immer noch andere Probleme. So auch an diesem Tag.
Unten rechts im Bild kann man es sehen, der Ölkühler war ausgerissen und hing nur noch an den Schläuchen. Das Problem war mit zwei dicken Unterlegscheiben und der Tatsache, dass das kleine Flugzeug nun 5,4 Gramm schwerer ist, schnell gelöst. Und 1,35 Liter frisches Öl und ein neuer Ölfilter kamen auch noch rein.
Um kurz vor 18 Uhr war alles fertig und ich konnte starten. Wenige Meter hinter dem Rollhalt 25, dem Punkt, an dem man vor dem Aufrollen auf die Startpiste noch einmal zu einem letzten Check und der Kontrolle des Luftraumes anhält, graste eine Schafherde.
Kurz nach meinem Start merkte ich die Thermik. Schon nur wenige Meter über der Startbahn wurde das kleine Flugzeug hin und her geworfen. Besonders heftig war es an der Waldkante am Ende der Bahn. Es war klar, dass es an diesem Tag sehr thermisch sein würde, aber mit solch einer Hammerthermik hatte ich nicht gerechnet.
Die Marienkapelle Visbeck überflog ich.
Die Sportanlagen bei Seppenrade wollte ich photographieren. Es war anspruchsvoll, einen Kurs ruhig, gerade und zielsicher zu halten.
Und an Seppenrade flog ich auch noch vorbei, um die schöne St.-Dionysius-Kirche ablichten zu können.
Bis auf 600 Meter stieg ich an diesem Tag auf, aber viel ruhiger wurde es auch in dieser Höhe nicht. An einer Stelle flog ich frontal in einen Thermikschlauch ein und die Flugzeugschnauze wurde nach oben gerissen, was natürlich einen ordentlichen Geschwindigkeitsverlust mit sich brachte. Und das führte dazu, dass das kleine Flugzeug zur Seite abkippte. Ich hatte mit Solchem gerechnet und konnte schnell und gut reagieren.
Rapsfelder!
Immer wieder gelbe Rapsfelder. Wunderschön sehen sie von oben aus. Menschen haben verschiedene Arten des Denkens, mein Denken ist oft olfaktorisch visuell geprägt. Beim Betrachten dieser Bilder habe ich den Geruch
des Rapses in der Nase. Der Geruch des Rapses bei junger Blüte ist wunderbar, mit zunehmendem Alter wird der Raps allerdings zum Stinker...
Aber wo landet das Rapsöl, das aus diesen Pflanzen gewonnen wird? Im Tank eines Autos? Im Tank eines Panzers? Im Supermarktregal oder sonst wo? Das Zweitere ist in dieser Zeit nicht unwahrscheinlich, ich bin absolut dagegen. Ich bin gegen Panzer und deren Betankung. Waffen töten!
Also wo bleibt dieses Rapsöl? Ist es schon ein Spekulationsobjekt? Hat sich mancher schon jetzt damit die Taschen gefüllt? Wird es in irgendeiner Weise dazu beitragen, Hunger und Elend in dieser Welt zu lindern? Ich zweifele mehr und mehr an der Lauter-, Wahrhaftig- und Ehrlichkeit mancher (vieler) Politiker!
Weiter ging mein Flug durch heftigste Thermik und wunderschöne Gegend. Die Sicht war großartig.
Am Dortmund-Ems-Kanal gibt es einige Stellen, an denen der Verlauf eines alten Kanales noch gut zu sehen ist. Bei mir steigt mehr und mehr der Wunsch, diese Kanalstrecken mal mit dem Fahrrad abzufahren.
Bei einer Brücke über eine „alte Fahrt“ zwischen Lüdinghausen und Senden auf der östlichen Seite des Dortmund-Ems-Kanals entdeckte ich einen Betonmischwagen und eine -abfüllstation. Offensichtlich ist auch eine Lastkahnanlegestelle im alten Kanal.
Die St.-Pankrataius-Kirche in Buldern machte mir deutlich, dass es nur noch wenige Tage bis zu den Eisheiligen sind. Die Eisheiligen: Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia, ihre Gedenktage sind vom 11. bis zum 15. Mai. Der hl. Pankratius hat am 12. Mai seinen Gedenktag.
Die Thermik wurde nicht weniger, das Fliegen war sehr anspruchsvoll. Sehr oft musste ich vollen Ausschlag des Steuerknüppels in fast jede Richtung geben, um das Flugzeug (halbwegs) gerade in der Luft zu halten. So stelle ich mir das Rodeoreiten vor: Es scheint, als versuche das Flugzeug, seinen Piloten loszuwerden...
Nach einer dreiviertel Stunde landete ich wieder. Kurz vor Schließung des Flugplatzes wollte ich es nochmal wissen und startete für eine Platzrunde noch einmal: Es war immer noch thermisch, nicht ganz so doll wie eine Stunde davor, aber doch noch recht bockig!
Sehr zuverlässig und gut geflogen ist sie wieder, die kleine, gelbe Uli Rebell. Ein ganz tolles Flugzeug!