Am 4. November 2020 trafen endlich die zwei ganz wichtigen Punkte aufeinander: Das Wetter war flugtauglich und ich hatte die nötige Zeit zum Fliegen. Die ganzen Tage zuvor war es herbstlich stürmisch gewesen. Oder, wenn es dann doch windstiller war, hatte ich keine Zeit gehabt. Und unbedingt wollte ich doch noch ein paar Photos von den wunderschönen Farben des Herbstes machen.
An diesem 4. November konnte ich endlich wieder fliegen. Eine ausgedehnte Runde um die Hansestadt Wesel wollte ich machen, um von diesem Ort und der Umgebung ein paar mehr Bilder zu haben.
Über die Piste 26 startete ich bei bestem Wetter in westliche Richtung, drehte bald nach dem Start um 45 Grad nach Norden und flog auf den Ort Mehr zu, der nebenstehend links oben im Bild zu sehen ist.
Herrlich war das Fliegen bei sehr wenig Wind und sehr tief hängenden, vereinzelten Wolken. Ich liebe diesen Blick vom Pilotensitz aus über die Cowling auf den Propeller und das Land. Für dieses Bild habe ich den Photoapparat über die Höhe meiner Augen gehoben, aus dem Sitz wirkt das Flugzeug noch ein wenig größer und wuchtiger.
Aus der Sichtposition aus dem Sitz soll das rote Klebeband auf dem Drahtbügel des Tankdeckels mit dem Horizont, also der Linie, die den Himmel von der Erde trennt, eine Ebene bilden. Dann fliegt das Flugzeug gerade in der Luft. Achtet man auf den Horizont, kann man auch ohne Instrumente nach Gefühl gut fliegen.
Und auch der Benzinstandanzeiger zeigt, dass da noch eine ganze Zeit lang geflogen werden kann.
Die Strecke vom Weseler Flugplatz nach Mehr und im großen Bogen zurück nach Wesel ist nicht sehr lang, dennoch braucht man mit einem kleinen Flugzeug und einem Motor mit höchstens 30 PS doch über eine halbe Stunde dafür. Meine durchschnittliche Geschwindigkeit liegt eben nur bei 85 km/h. Die einen fliegen ein Flugzeug, um irgendwelche Strecken hinter sich zu bringen und von einem Ort zu anderen zu kommen, die anderen fliegen ein Flugzeug, um das Fliegen und die Aussicht zu genießen. Ich gehöre zu der letzteren Gruppe, deshalb ist eine Geschwindigkeit von 85 km/h ausreichend schnell und immerhin doppelt so hoch, wie mein alter Motorschirm flog.
Im Bild die Stadt Wesel, links der Rhein und oben, vor dem Auesee der Flugplatz EDLX.
Natürlich bin ich nicht direkt über die Stadt geflogen, sondern so, dass ich im Falle eines Motorausfalles genügend grüne Landeflächen zur Verfügung gehabt hätte.
Die Weseler Niederrheinbrücke wollte ich noch photographieren. Auf diesem Bild kann man gut sehen, dass es doch ab einer gewissen Höhe anfing diesig zu werden. Bis zu einer Höhe von 500 Metern über Grund waren brauchbare Photos möglich, bei größerer Höhe wurden die Bilder nebelig.
Ich hatte das Varioobjektiv mit einer Brennweite von 14-42mm (Kleinbild 28-84mm) mitgenommen. Bis ich allerdings so weit sein werde, mit dem Photoapparat auch noch zu zoomen, werden noch ein paar Flugstunden nötig sein und noch ein paar Liter Wasser den Rhein runter gehen. Ich werde also in Zukunft wieder die Festbrennweite mit 20mm (40mm KB) und einer wesentlich höherer Lichtstärke mitnehmen.
Ein wunderbarer Flugtag war es. Im Vorfeld hatte ich mit Detlef gesprochen, damit jemand am Platz war, Luftaufsicht machte und ich fliegen konnte. Auch Gerd kam dazu. Vielen Dank an dieser Stelle an die Beiden, die dann auch noch mit der Vereins-CT fliegen konnten.
Südlich des Platzes fliege ich: Im Bild links unten der Rhein, rechts daneben und darüber die westlichen Ausläufer von Wesel. Im Bild ist sehr schön die evangelische Kirche (rechts im Bild), der im 15. und 16. Jahrhundert erbaute Willibrordi-Dom zu sehen.
Links in der Bildmitte ist die grüne Fläche des Flugplatzes, darüber wieder der Auesee.
Lange Schatten verraten die tief stehende Sonne. Auf diesem Bild fliege ich westlich des Flugplatzes EDLX, der rechts im Bild zu sehen ist. Die Start- und Landebahn wird gerade vom Schatten der Bäume berührt. Besonders gut zeigt sich der Strand des Auesees, der Ort, an dem Astrid und Johannes so gerne schwimmen gehen. Und ganz vorne liegt der Weseler Yachthafen, über den normalerweise bei einem Lokalflug immer einmal geflogen werden muss.
Das Fliegen ist nicht nur das Erleben einer Welt von oben und das Erstellen von photographischen Aufnahmen, das Flugzeug in der Luft ist für mich auch ein Ort des Nachdenkens über das Sein, des sich selber Findens und Erlebens, des Gebetes und der Gottesnähe. Das Flugzeug in der Luft ist ein ganz besonderer und großartiger Ort, ein Ort, an dem alle „Bodenprobleme“ in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Leider sind sie nach der Landung aber wieder präsent...
Über Funk meldete ich meinen Einflug in den rechten Gegenanflug zum Platz. Der Gegenanflug führt über die Reeser Landstraße zum Weseler Gleisdreieck. Ganz vorne im Bild die im 90 Grad-Winkel versetzten Hochhäuser an der Hans-Böckler-Straße.
Da ist es, mein Herbstphoto 2020. Die schon sehr tief stehende Sonne warf ihr goldenes Licht auf das Gelb und Braun der Bäume. Der Dampf des Kühlturms des Duisburger Kraftwerks Walsum steigt ziemlich senkrecht auf und beweist das windstille und gute Flugwetter.
Es war eine gute und weiche Landung. Das Starten und Landen mit einem Spornradflieger, hier im Besonderen mit der Uli Rebell, ist überhaupt nicht so problematisch, wie es immer gesagt wird. Allerdings lande ich inzwischen am Liebsten mit etwas Schleppgas, das ich erst wenige Zentimeter über dem Boden rausnehme. Aber das Landen mit ausgeschaltetem Motor möchte auch noch geübt werden.
Ein wunderbarer Flugtag mit nicht nur einem Flug war es, ich konnte die Zeit bis fast vor Sonnenuntergang sehr gut nutzen.